Kostenvorteile durch Outsourcing schwinden

Steigende Löhne in klassischen Outsourcing-Regionen lassen die Kostenvorteile schwinden. Dem jüngsten Jahresbericht der Beratungsfirma A.T. Kearney zufolge ändert das aber nicht viel an der Popularität der Standorte.

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Unternehmen, die Teile der Produktion, der IT oder Dienstleistungen (Call Center) in Billiglohnländer verlagern, sparen damit zunehmend weniger Kosten. Laut dem Jahresbericht 2006 für globale Dienstleistungen der Wirtschaftsberatung A.T. Kearney wird sich das Lohngefälle zwischen etablierten und sich entwickelnden Volkswirtschaften zwar noch über die nächsten 20 Jahre halten, aber zunehmend kleiner werden. Denn durch zunehmende Qualifizierung der Mitarbeiter und steigende Löhne in den beliebtesten Outsourcing-Regionen sowie unter Druck geratene Löhne in den Industrieländern sowie Währungseffekte wird der Kostenvorteil kleiner.

Dadurch haben die beliebtesten Offshore-Standorte (Indien, China und Malaysia führen die Kearney-Liste an) zwar beim Kostenfaktor Punktabzüge hinnehmen müssen, konnten das aber durch Aufwertungen bei Mitarbeiterqualifikation und Infrastruktur kompensieren. Kearney-Chef Paul Laudicina leitet daraus die Botschaft ab, dass sich Unternehmen bei ihren Outsourcing-Plänen "weniger von kurzfristigen Kostenüberlegungen" leiten lassen sollten und stattdessen langfristige Faktoren wie Qualifikation und örtliche Bedingungen berücksichtigen sollten. Das gelte ebenso für die politisch Verantwortlichen in den Schwellenländern.

Der zum vierten Mal veröffentlichte Jahresbericht der Berater vergleicht die Outsourcing-Standorte anhand verschiedener Kennzahlen. Indien und China führen den Index mit einigem Abstand nach wie vor an, gefolgt von zahlreichen südostasiatischen Ländern. In den Top Ten finden sich außerdem drei süd- und mittelamerikanische Länder (Brasilien, Chile, Mexiko) sowie Bulgarien als einziger europäischer Vertreter. Die vergleichsweise neuen Outsourcing-Standorte wie Bulgarien oder die baltischen Staaten konnten sich dabei auf Kosten etablierter osteuropäischer Länder wie Tschechien oder Ungarn in der Liste nach oben arbeiten. Deutschland führt Kearney in der Liste auf dem 40. Platz – dank kostengünstiger Regionen im Osten der Republik. (vbr)