10 Jahre Siri auf dem iPhone – eine Dauerbaustelle

Mit dem Sprachassistenzsystem weckte Apple die Hoffnung, mit dem Computer sprechen zu können. Funktion und Nutzen bleiben auch nach zehn Jahren beschränkt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 26 Kommentare lesen
Sprachassistent

(Bild: dpa, Lino Mirgeler)

Lesezeit: 3 Min.

Mit dem iPhone 4S hat Apple vor zehn Jahren das zugekaufte Sprachassistenzsystem Siri auf dem Smartphone eingeführt. Siri verstehe, was der Nutzer meine und helfe bei der Ausführung, versprach Apples ehemaliger Marketing-Chef Phil Schiller bei der Präsentation – "was wir alle wirklich wollen ist es, einfach mit unserem Gerät zu reden".

Der Ansturm eines Millionenpublikums von iPhone-Nutzern führte nach dem Verkaufsstart des 4S unmittelbar zu gravierenden technischen Problemen bei dem Dienst, dessen Modernisierung offensichtlich Jahre in Anspruch nahm. Zusätzlich wurde die Weiterentwicklung durch Unstimmigkeiten und Management-Probleme erschwert und verzögert: Berichten zufolge kam es gleich nach der Übernahme 2010 zu internen Grabenkämpfen und einem Kulturclash: Der erste für Siri verantwortliche Apple-Manager habe – im Stil der macOS- und iOS-Entwicklung – nur einmal im Jahr große Neuerungen einführen wollen, statt den Cloud-Dienst kontinuierlich auszubauen, hieß es.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Siri bot ursprünglich eine Schnittstelle für die Erweiterung durch Drittdienste, die von Apple allerdings gleich zum Start von Siri auf dem iPhone gestrichen wurde. Die langfristigen Pläne zur Weiterentwicklung von Siri seien nach dem Tod von Steve Jobs "verblasst" und letztlich im Ansatz gescheitert, schreibt nun Siri-Mitgründer Dag Kittlaus. Sein Nachfolger bei Apple habe weder "Vision noch Verantwortlichkeit" gezeigt und das Unternehmen längst verlassen. Eine Unterstützung von Dritt-Apps und Diensten hätte die Funktionalität von Siri schnell deutlich erweitern können, so Kittlaus. Er sei aber zuversichtlich, dass Apple das Sprachassistenzsystem noch "hochziehen" könne.

Apple habe aus Siri auf einen Schlag einen Assistenten für alle Lebensbereiche machen wollen und sich daran wohl unmittelbar übernommen, erläuterte Siri-Mitgründer Norman Winarsky schon vor mehreren Jahren. Das System sei eigentlich nur auf die Bereiche Reisen und Unterhaltung ausgelegt gewesen.

Bei Aussprache und Spracherkennung hat Siri in den vergangenen zehn Jahren deutliche Fortschritte gemacht, zudem ist das Assistenzsystem in vielen verschiedenen Sprachen verfügbar. Mit iOS 15 lässt es sich inzwischen auch offline für bestimmte Funktionen nutzen, jedoch nur in sehr begrenzter Form.

Beim Verständnis komplexerer Anfragen, Zuverlässigkeit und allgemeinen Fähigkeiten scheint Siri aber seit Jahren auf der Stelle zu treten. Der Funktionsumfang wurde jüngst sogar kleiner: Die SiriKit-Schnittstelle zur Anbindung weiterer Apps wird mit iOS 15 funktional deutlich beschnitten. Nutzer und Entwickler müssen sich dadurch erst die Mühe machen, Funktionen in Dritt-Apps über Siri-Kurzbefehle anzusteuern – soweit möglich. Jüngst erst konnte Siri Kernfunktionen wie das Verfassen von E-Mails plötzlich nicht mehr ausführen, die Problembehebung dauerte rund zwei Wochen.

(lbe)