Eine Billion Yuan: Chinas Reaktion auf Chipsanktionen

Eine Billion Renminbi Yuan will die chinesische Regierung angeblich in die eigene Halbleiterindustrie pumpen. Geld allein kann aber nicht die Lösung sein.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Reinraum eines Halbleiterwerks

(Bild: Macro photo/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Ein Finanzpaket soll die chinesische Halbleiterindustrie als Reaktion auf die westlichen Exporteinschränkungen aufpäppeln. Eine Billion Renminbi Yuan, umgerechnet rund 144 Milliarden US-Dollar beziehungsweise etwas mehr als 135 Milliarden Euro, will die Regierung laut der US-Nachrichtenagentur Reuters locker machen.

Das Geld soll über einen Zeitraum von fünf Jahren primär in chinesische Hersteller von Ausrüstung fließen, die zur Herstellung von Chips benötigt wird. Reuters' Quellen nennen konkret die drei Firmen Naura Technology, Advanced Micro-Fabrication Equipment Inc China (AMEC) und Kingsemi. Chipauftragsfertiger wie Chinas größter Vertreter SMIC würden durch bessere Geräte indirekt profitieren – zusätzlich zu den ohnehin schon vorhandenen Subventionen.

China hat allerdings ein Problem, das auch milliardenschwere Subventionen nicht kurzfristig lösen können: Keine heimische Firma kann Lithografie-Systeme herstellen, die sich für die Serienproduktion von Halbleiterbauelementen mit einigermaßen modernen Strukturbreiten eignen. Naura, AMEC und Kingsemi verkaufen Maschinen, die abseits der Belichtungsprozesse benötigt werden, etwa zum Ätzen der Silizium-Wafer und Testen auf Funktionsfähigkeit.

Bisher haben die USA einen Lieferstopp von Ausrüstung zur Herstellung von Halbleiterausrüstung nach China verhängt. Die Niederlande und Japan sollen bald folgen, was alle wichtigen verbleibenden Hersteller von Lithografie-Systemen einschließen würde, primär ASML, aber auch Canon und Nikon. Die Firmen dürften dann nur noch Systeme nach China liefern, die sich für alte Fertigungsprozesse jenseits der 14 Nanometern eignen.

Zudem haben vergangene Finanzpakete bereits strukturelle Probleme in der chinesischen Halbleiterindustrie offenbart. Das wahrscheinlich prominenteste Beispiel ist die Insolvenz des Chipauftragsfertiger HSMC, das eigentlich mit umgerechnet 17 Milliarden Euro hätte gefördert werden sollen.

Das Geld soll häufig nicht dort landen, wo es benötigt wird. Politiker sehen die Halbleiterindustrie offenbar als Möglichkeit, den eigenen Rang zu verbessern. Infolge hat sich bei HSMC die Lokalregierung von Wuhan in die Leitung eingemischt, ohne das notwendige technische Wissen über die Chipfertigung mitzubringen.

(mma)