2. Politiker-LAN: Gaming für die Wirtschaft!

Nachdem die erste LAN-Party im Bundestag vor gut zwei Jahren noch Berührungsängste abbauen sollte, erwies sich die zweite Veranstaltung dieser Art als Lobpreisung der Computerspiele-Industrie als Wirtschaftsfaktor.

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Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler hat auf der zweiten Politiker-LAN am Mittwoch die Gamer-Szene als wichtigen Wirtschaftsfaktor bezeichnet. Vom Wunsch, immer schönere und schnellere Spiele zu haben, würden auch andere Bereiche der Industrie profitieren. So seien immer leistungsfähigere Rechner und eine IT-Infrastruktur entstanden, "auf die man in der Wirtschaft aufbauen kann". Die Hardware werde etwa auch genutzt für den industriellen 3D-Bereich und Automatisierungsprozesse.

Von links nach rechts: Dorothee Bär (CSU), Manuel Höferlin (FDP), Philipp Rösler (FDP), Jimmy Schulz (FDP)

(Bild: heise online / Stefan Krempl)

Der FDP-Politiker outete sich als "Gamer der ersten Generation": Er habe noch vor dem C16 schon auf einem Sinclar ZX81 eine Art Pacman gespielt. Mittlerweile vertreibe er sich aber nur noch manchmal mit kleinen Tower-Defense-Spielen auf dem Handy die Zeit. Computerspieler müssten sich nicht verstecken, meint Rösler. Was im "reinen Gaming" geleistet wird, sei auch für die Gesellschaft wichtig, und wer die Menschen glücklich macht, sei natürlich auch Teil des kulturellen Lebens.

Ziel der Bundesregierung ist es Rösler zufolge, international stärker auf die deutschen Potenziale im Computerspielesektor hinzuweisen. Auf seiner Reise ins Silicon Valley in der kommenden Woche will er daher zeigen, dass man auch hierzulande "alles programmieren kann".

Bei der ersten Veranstaltung dieser Art vor gut zwei Jahren ging es den Organisatoren noch mehrheitlich darum, Berührungsängste abzubauen – speziell gegenüber den in der Politik vielfach als "Killerspiele" verschrienen Spielen. Die Volksvertreter konnten damals auch 3D-Shooter live ausprobieren. "Nachdem die Abgeordneten vor zwei Jahren die Chance hatten, sich mit dem Thema Computerspiele vertraut zu machen, konzentrieren wir uns heute auf die Games-Industrie als Wirtschaftsfaktor", sagte Mitinitiator Jimmy Schulz (FDP). Der hiesige Computerspielemarkt sei mit fast zwei Milliarden Euro Umsatz nicht nur ein sehr wichtiger Teil der deutschen Wirtschaft, sondern leiste auch einen großen Beitrag zur Entwicklung neuer Technologien.

Der ebenfalls der FDP zugehörige Mitstreiter Manuel Höferlin unterstrich, dass Computerspiele viel mehr als reine Freizeitbeschäftigung seien. Dies zeigten mehrere Aussteller aus den Bereichen Bildung, Gesundheitsvorsorge, Robotik und Marketing.

Der CSU-Netzpolitikerin Dorothee Bär ist vor allem wichtig, den Kollegen das große gesellschaftliche und wirtschaftliche Potenzial der Computerspielbranche aufzuzeigen und seine Übertragungseffekte auf andere Sparten vor Augen zu führen. Ursprünglich für Spiele entwickelte Technologien würden im OP bereits genauso genutzt wie bei der Städte- und Industrieplanung – zum Beispiel zur Visualisierung von Straßenbahnlinien oder in Trainingssoftware für Krisenfälle auf Ölplattformen. Ein weiteres Anliegen ist ihr, "Serious Games" stärker in die Schulen hineinzutragen, und außerdem müsse der Deutsche Computerspielpreis noch stärker unterstützt werden.

Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverband interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), bezeichnete das von den Entwicklungsmöglichkeiten her noch weitgehend unbestellte Feld der Computerspiele als "Leitmedium der digitalen Kultur". Er drängte auf verbesserte Rahmenbedingungen für die deutsche Gaming-Industrie. Viele deutsche Startups in diesem Bereich hätten sich bereits zu Akteuren auf dem Weltmarkt gemausert. Die Gesellschaft sei vor allem von Inhalten getrieben; die gerade Spiele interaktiv transportieren können. (jss)