20 Jahre IBM Personal Computer

Vor genau 20 Jahren, am 12. August 1981, stellte "Big Blue" in New York den IBM 5150 PC vor.

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Von
  • Christian Persson

Ein verschworenes Dutzend fand sich im Sommer 1980 im IBM-Forschungslabor in Boca Raton zusammen. Ihr Auftrag: in einem geheimen Projekt vorbei an der berüchtigten IBM-Bürokratie einen Personal Computer zu entwickeln. Vor genau 20 Jahren, am 12. August 1981, stellte "Big Blue" in New York den IBM 5150 PC vor.

Obwohl die Führung des Computerkonzerns damals nur halbherzig an die Zukunft eines preiswerten Rechners für die Massen glaubte, wollte IBM-Chef Frank Cary kleinen Firmen wie Apple oder Commodore nicht alleine diesen Markt überlassen. Ganz entgegen den Erwartungen begründete der erste IBM-PC eine neue milliardenschwere Industrie und änderte die Welt.

Die IBM-Entwickler profitierten damals von der Arbeit der Pioniere der PC-Industrie wie Steve Wozniak (Apple I, 1976) oder John Blankenbaker, der 1973 den Kenbak-1 konstruiert hatte. Diese Mikrocomputer der ersten Stunde sprachen aber entweder nur ein Bastlerpublikum an oder waren mit Preisen über 20 000 Dollar so unerschwinglich wie der im legendären Forschungszentrum Xerox Parc entworfene Alto.

Den ersten kommerziell erfolgreichen persönlichen Computer brachte Apple 1977 auf den Markt, den Apple II. Insbesondere die Tabellenkalkulation VisiCalc sorgte dafür, dass Apple die junge PC-Industrie dominierte. IBM war damals zwar der führende Anbieter von Computern, doch die waren meistens so groß wie ein Kühlschrank und nicht für den privaten Gebrauch geeignet.

Um möglichst schnell einen eigenen PC entwickeln zu können, mussten die IBM-Techniker viele Komponenten von außen zukaufen. Bei der Suche nach einem geeigneten Chip stießen sie auf Intels Mikroprozessor 8088 und legten damit das Fundament für den Aufstieg von Intel zum weltgrößten Chip-Produzenten. Auch das Betriebssystem für den neuen PC wollten die IBM-Entwickler nicht selbst schreiben. Sie kauften es von Bill Gates, nachdem der führende Softwareentwickler Gary Kildall von Digital Research die IBM-Offerte nicht ernst nahm: Für den damals 25-jährigen Gates die Chance seines Lebens.

Zwar verfügte Microsoft 1980 nicht über ein geeignetes Produkt. Doch Gates und sein Partner Paul Allen sahen sofort, welche Perspektive ihnen ein IBM-Auftrag eröffnen würde. Gates kaufte bei anderen Entwicklern den Kern für eine Systemsoftware zusammen und lizenzierte IBM das Konglomerat als PC-DOS 1.0. Die erfahrenen IBM-Manager ließen sich von Gates sogar die Rechte an DOS abringen und sorgten so dafür, dass Microsoft sich zum globalen Softwaregiganten entwickeln konnte.

Technikpuristen waren vom ersten IBM-PC tief enttäuscht. Der Chip war zu schwach für eine vernünftige Grafikdarstellung, das DOS von Microsoft wurde als schwache Softwarearchitektur kritisiert. Daten mussten auf einem Kassettenrekorder gespeichert werden, denn der erste IBM-PC hatte keine Festplatte. Doch das Produkt von Big Blue fand in der Geschäftswelt mehr Vertrauen als der Apple II einer Garagenfirma aus Cupertino. In den USA kostete der IBM-PC inklusive Monitor rund 3500 Dollar. 1981 verkaufte IBM 35.000 PCs. Doch dann zog der Markt an. Rund drei Millionen Stück setzte IBM von seiner ersten PC-Generation ab, die bis 1987 angeboten wurde.

20 Jahre nach der Einführung des ersten IBM-PCs sind über 600 Millionen Personal Computer weltweit in Betrieb. In 2001 wird die PC-Industrie nach einer Schätzung von Gartner Dataquest mit rund 140 Millionen neuen PCs rund 174 Milliarden US-Dollar machen. Doch erstmals in der Geschichte sorgt der Personal Computer in diesem Jahr nicht mehr für Wachstum. In den USA und auch in Europa schrumpft der PC-Umsatz deutlich. Zum 20. Geburtstag steckt der Personal Computer in einer Art Midlife-Krise. (Christoph Dernbach, dpa)

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