Totgesagte leben länger: der fröhliche Oldie PC

Seit seinem ersten offiziellen Auftritt unter diesem Namen vor 20 Jahren wurde der PC schon so oft totgesagt, dass er längst als Zombie der Technikgeschichte gelten darf.

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Von
  • Andreas Heimann
  • gms

Seit seinem ersten offiziellen Auftritt unter diesem Namen vor 20 Jahren wurde der PC schon so oft totgesagt, dass er längst als Zombie der Technikgeschichte gelten darf. Mal hieß es, das Internet mache Rechner mit Festplatten überflüssig, dann wurde den mobilen Computer nachgesagt, das Ende der Desktop-Geräte einzuläuten. Manche Visionäre glauben nun, die Handys der Zukunft würden den PC überflüssig machen. Bislang ist davon wenig zu sehen.

In fast allen Büros und in den meisten Arbeitszimmern zu Hause ist Kollege Computer nicht mehr wegzudenken. Intel, der weltgrößte Chiphersteller, hat den PC kürzlich erst zum "Zentrum des digitalen Universums" erklärt. Und Sony, bislang auf dem deutschen Markt für Spielekonsolen und Unterhaltungselektronik bekannt, ist gerade erst ins PC-Geschäft eingestiegen.

"Intel hat sich nie der Hysterie angeschlossen, der PC sei zum Aussterben verurteilt", sagt Christian Anderka, Sprecher des Unternehmens in Feldkirchen bei München. "Kein anderes Produkt ist so flexibel. Auch künftige Geräte werden einen solchen Rechner als Basisstation nutzen." Der Bedarf an den Rechnern wird Anderkas Einschätzung zufolge sogar eher noch steigen: "Schließlich gibt es kaum noch einen Beruf, in dem man auf ihn verzichten kann. Und auch in den Schulen spielt er eine immer größere Rolle."

Auch Handys, die mit GPRS-Technologie arbeiten, seien vielleicht angenehm, wenn nach Informationen wie dem nächsten italienischen Restaurant gesucht werde. "Aber für längere Internet-Recherchen ist der Rechner auf dem Schreibtisch nicht zu ersetzen." Den Abgesang auf den PC, der immer wieder mal zu hören ist, erklärt sich Anderka nicht zuletzt damit, dass der Computer längst zum Alltag gehört. "Der ist einfach nicht mehr so spannend wie der neueste MP3-Player. Da gibt es nicht mehr den Touch des Neuen." Ähnlich sieht das Olaf Pempel, Sprecher von Sony Deutschland in Köln: "Die Ära der PCs ist nicht zu Ende. Es wird in absehbarer Zukunft weiter solche stationären Lösungen geben. Handys oder Armbanduhren mit Internetzugang können den PC nicht überflüssig machen."

Selbst im Vergleich zum Notebook biete der PC nach wie vor Vorteile: "Notebooks sind teurer, schon wegen der kleineren Komponenten. TFT-Displays sind nicht zum Preis von Röhren-Monitoren zu haben", sagt Pempel. Flüssigkristall-Displays seien außerdem in der Regel zu langsam für etliche Anwendungen, die gerade bei Computerspielen gefragt sind. Hinzu komme, dass beim Desktop-PC einzelne Komponenten etwa bei Defekten in der Regel problemlos austauschbar sind. Dass die Preise für Desktop-Rechner und Notebooks sich zwar annähern, aber nicht angleichen, sieht auch Volker Kapp, Leiter der Abteilung Produktmanagement bei IBM in Stuttgart, so. "Der PC wird weiter existieren", sagt Kapp. "Wir leben noch lange im PC-Zeitalter."

Dafür gibt es aus der Sicht des Verbrauchers auch gute Gründe: "PCs sind immer leistungsfähiger und gleichzeitig billiger geworden", lautet die Einschätzung von Peter Knaak, Computerexperte der Stiftung Warentest in Berlin. "Bei den Notebooks gab es diese Entwicklung in diesem Maß noch nicht." Zwar haben fast alle Notebooks inzwischen mindestens Celeron-Prozessoren mit 650 Megahertz Taktfrequenz. "Und das reicht für Office-Anwendungen und Internet", so der Hardware-Spezialist. "Aber Notebooks sind unter Ergonomie-Gesichtspunkten immer noch schlechter." Wer lange tippen muss, riskiere einen steifen Nacken. "Und die 13-Zoll-Displays, die bei Notebooks Standard sind, sind doch recht klein." Hinzu kommt, dass Notebooks eben für den mobilen Einsatz gedacht sind. "Das muss der Käufer mitbezahlen", gibt Knaak zu bedenken. Das kompaktere Design und der Akku kosten extra. Wer nur für zu Hause einen Rechner braucht, sei daher mit einem PC besser bedient, zumal der mit einem Flachdisplay ausgestattet längst nicht mehr so viel Platz brauche wie zu früheren Zeiten.

Insgesamt fahre man mit dem PC finanziell selbst mit LCD-Bildschirm besser: "Mit 1400 Mark für den Rechner und 800 Mark für das Flachdisplay kann man schon hinkommen", sagt der Computerexperte. Das Notebook mache sich daher nur bezahlt, wenn es oft von unterwegs aus genutzt werden soll. Für den PC hält Knaak daher das Motto "Totgesagte leben länger" durchaus für treffend: "Der Computer steht erst am Beginn seiner Karriere."

Siehe dazu auch:

(Andreas Heimann, gms) / (jk)