23andMe: Umsatzrückgang und Ankündigung von Stellenabbau
Um Kosten zu senken, will das strauchelnde Genanalyse-Start-up zwei Fünftel seiner Beschäftigten entlassen und alle therapeutischen Programme einstellen.
Das US-amerikanische Genanalyse-Start-up 23andMe vermeldete am Dienstag einen Umsatzrückgang im letzten Quartal – einen Tag, nachdem das Unternehmen bekannt gegeben hat, vierzig Prozent seiner Belegschaft zu entlassen und seine Therapeutik-Sparte zu schließen. Nach einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNBC lag der Umsatz von 23andMe im zweiten Quartal des Geschäftsjahres bei 44,1 Millionen US-Dollar, gegenüber 50 Millionen US-Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Am Montag hatte der angeschlagene Anbieter von Gentests im Rahmen eines Restrukturierungsplans "eine Umstrukturierung des Unternehmens" bekannt gegeben, "um den Betrieb zu rationalisieren und Kosten zu senken", wie es im Unternehmersprech heißt. Im Klartext: Mehr als 200 Stellen werden abgebaut, was etwa 40 Prozent der Belegschaft entspricht, alle therapeutischen Programme eingestellt und die laufenden klinischen Studien "so schnell wie möglich" beendet. Parallel prüfe das Unternehmen strategische Alternativen für seine klinischen und präklinischen Vermögenswerte, das beinhalte "alle strategischen Optionen, um den Wert der therapeutischen Programme zu maximieren, einschließlich Lizenzvereinbarungen, Verkäufe von Vermögenswerten oder andere Transaktionen".
23andMe verspricht sich von den Maßnahmen nach eigenen Angaben eine erhebliche Senkung der Betriebskosten und jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 35 Millionen US-Dollar. "Wir ergreifen diese schwierigen, aber notwendigen Maßnahmen, um 23andMe umzustrukturieren und uns auf den langfristigen Erfolg unseres Kerngeschäfts mit Verbrauchern und Forschungspartnerschaften zu konzentrieren", sagte Anne Wojcicki, CEO, Mitgründerin und Vorstandsvorsitzende von 23andMe, in der Mitteilung vom Montag. Laut CNBC überlege das Unternehmen, möglicherweise zusätzliches Kapital aufzunehmen.
Eine Reihe von Problemen
23andMe war zuletzt in immer schwierigeres Fahrwasser geraten. Im vergangenen Jahr erbeuteten Cyberkriminelle nach einer sogenannten Credential Stuffing Attacke die Daten von knapp sieben Millionen Nutzern und boten sie im Darknet zum Verkauf an. Eine Sammelklage der Opfer gegen 23andMe endete in einem Vergleich. Die betroffenen Kunden sollen mit insgesamt 30 Millionen US-Dollar entschädigt werden.
In der Folge verlor 23andMe stark an Wert. Die Aktien des Unternehmens sind in diesem Jahr um 75 Prozent gefallen, nachdem sie im Jahr 2023 mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren hatten. Im September traten alle sieben Vorstandsmitglieder, mit Ausnahme von CEO Anne Wojcicki, zurück und erklärten in einem Schreiben, dass sie mit der "strategischen Ausrichtung des Unternehmens" nicht einverstanden seien, wie CNBC schreibt. Wojcicki plante, das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Derweil stießen auch Nutzerinnen und Nutzer, die ihre sensiblen genetischen Daten gerne aus den Händen des Unternehmens entfernt wissen wollen, auf ungeahnte Hürden.
Wojcicki will sich allerdings nicht geschlagen geben. "Wir glauben weiterhin an das Potenzial unserer klinischen und präklinischen Pipeline und werden weiterhin strategische Möglichkeiten verfolgen, um ihre Entwicklung fortzusetzen. Wir sind den Patienten, Prüfern und dem Studienpersonal für ihre Teilnahme an unseren klinischen Studien sehr dankbar", sagte sie am Montag.
(akn)