25 Jahre Yahoo: Do you? Wohl nur noch wenig

Yahoo ist 25 Jahre alt. Den Werbeslogan "Do you Yahoo?" würde heute wohl kaum jemand mit "Ja" beantworten. Ein Rückblick auf die schwierigen Jahre.

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25 Jahre Yahoo: Do you? Wohl nur noch wenig.

Yahoos Nachrichten-Auswahl. 

(Bild: Screenshot_Yahoo)

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Es war eine Erfolgsgeschichte. Eine, die in einem Wohnwagen begann – wie sich das für Tech-Konzerne einst gehörte. Doch zum 25. Jubiläum von Yahoo bleibt nur noch wenig Neues vom Erfolg zu berichten. Schlagzeilen machten die vergangenen Jahre eher Verkäufe, Schließungen von Diensten und Sicherheitslücken. Do you Yahoo? Kaum. Dabei gibt es noch eine kleine, treue Gefolgschaft.

Marissa Meyar, die 2012 zur Yahoo-Chefin wurde, sagte noch 2013, man solle "niemals die Macht einer kleinen Gruppe unterschätzen" und, dass Yahoo das "weltgrößte Start-up" sei, diese Hoffnung bestand auch noch beim 20. Jubiläum. Aber auch damals wurde Meyar schon von Aktionären gegrillt – etwa damit, dass Google dem Unternehmen bei der Suche "Lichtjahre" voraus sei, Facebook wachse bei der Banner-Werbung viel schneller. Nicht nur diese beiden Konkurrenten sind Yahoo davon gerauscht.

Einer der Versuche, wieder die Oberhand zu gewinnen, lag 2013 im 1,1-Millionen-Dollar-Kauf der Blogger-Plattform Tumblr. Während die Nutzer sich vor Veränderungen sorgten, hoffte man bei Yahoo auf steigende Werbeerlöse. Beides passierte einfach nicht. Vergangenes Jahr suchte Verizon, zu dem Yahoo seit 2015 gehört, einen Käufer. Pornhub soll Interesse gehabt haben, die Inhalte der beiden Plattformen dürften sich ausgesprochen gut ergänzen. Einen tatsächlichen Verkauf hat es aber zumindest noch nicht gegeben.

Digitale Special-Interest-Dienste und eine Videoplattform namens "Yahoo Screen" sollten das nächste große "Ding" werden, mit dem sich Geld verdienen ließe. Nunja. Immerhin gibt es die Seiten noch: Auf "yahoo.com/tech" findet man Finanz-News und auf "yahoo.com/food" Nachrichten von der Sorte "Das ist Kim Kardashians vegane Diät". Videos? Eingestampft. Anders verhält es sich auch nicht mit dem Messenger-Dienst "YIM", ihn gibt es seit 2018 nicht mehr. Der Nachfolger, "Yahoo Together" – nach einem Jahr eingestellt. Immer hatten andere Unternehmen den Vortritt; nicht zuletzt Google mit YouTube und Facebook mit dem Messenger und später WhatsApp. Die allgemeine Nachrichten-Seite von Yahoo glänzt eben auch vor allem mit Journalismus in Form von Auflistungen und gezielten Aufregern.

Verizon zahlte 2016 trotzdem noch umgerechnet 4,8 Milliarden Euro für Yahoo. Das Unternehmen sollte mit AOL zusammengelegt werden. Im darauffolgenden Jahr fusionierten die beiden Dienste unter der Dachmarke Oath. Unter diesem Namen wurde dann – ach nein, auch unter diesem Namen wurde nichts bekannt oder gar erfolgreich.

Erst kürzlich erklärte Yahoo, dass sie die Diskussionplattform "Yahoo Groups" nicht mehr weiter betreiben, alle Inhalte wurden im Januar gelöscht. Dabei versuchte das Internet Archive noch Groups zu archivieren. Verizon blockierte den automatischen Zugang zu den Daten. Dem Wunsch der Speicher-Aktivisten nach mehr Zeit kam man nach. So bleibt ein Teil Yahoos also für immer erhalten. Auch wenn es heißt, das Internet vergisst nicht, Yahoo hat es (oder haben die Menschen) wohl weitreichend vergessen.

Was es noch gibt, ist der E-Mail-Dienst von Yahoo. Die Mail-App ist mehrfach überarbeitet worden. Aktuelle Nutzerzahlen liegen nicht vor. Viele Menschen dürften ihre Konten einfach aus den guten alten Zeiten behalten haben. Leider mussten sie hinnehmen, dass wegen Datenpannen mehrfach Millionen der Kontodaten samt Benutzernamen und Kennwörtern im Internet landeten. Yahoo macht staatliche Auftraggeber dafür verantwortlich – bekannt ist darüber nichts Weiteres. Für Betroffene standen 2019 noch Entschädigungen aus, die Yahoo insgesamt 117,5 Millionen US-Dollar kosten. Es sind nicht die ersten Millionen, die fließen. Im Rahmen der Snowden-Enthüllungen flog dann auch noch auf, dass es eine Software-Hintertür gab, durch die (nicht nur) das FBI Mails nach Schlagwörtern durchsuchen konnte. Yahoo selbst hat aber auch einfach zu Werbezwecken Nachrichten ausgelesen.

2017 tauchte Yahoo in den Paradise Papers auf, also den Enthüllungen zu Firmen, die Steuerschlupflöcher nutzen. Da hinkt Yahoo seiner Konkurrenz mal nicht hinterher – auch Apple, Twitter und Facebook stehen auf der Liste. 25 Jahre Yahoo. Es scheint, keinen Grund mehr zum Feiern zu geben. Aber da war ja noch die treue Gefolgschaft vom Anfang: Es sind Sport-Fans. Yahoo Sports läuft! Die Sparte ist wohl daher auch 2019 von Oath an Verizon zurückgegangen. Do you?

(emw)