290 Millionen Jahre nach dem Urknall: Am weitesten entfernte Galaxie bestätigt

Erste Daten haben nahegelegt, dass das Weltraumteleskop James Webb unerwartet früh unerwartet große Galaxien sieht. Nun gibt es dafür erneut eine Bestätigung.

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Ein Bild mit vielen kleinen Galaxien, vergrößert ein rötlicher Fleck

JADES-GS-z14-0, die jetzt offiziell am weitesten entfernte Galaxie, die wir kennen.

(Bild: NASA, ESA, CSA, STScI, B. Robertson (UC Santa Cruz), B. Johnson (CfA), S. Tacchella (Cambridge), P. Cargile (CfA))

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Präzise Spektraluntersuchungen mit dem Weltraumteleskop James Webb haben bestätigt, dass eine Galaxie mit der Bezeichnung JADES-GS-z14-0 die am weitesten entfernte ist, die wir bisher gefunden haben. Laut den Analysen sehen wir sie in einem Zustand, den sie nur 290 Millionen Jahre nach dem Urknall eingenommen hat, schreibt die NASA. Dafür ist sie nicht nur unerwartet hell und groß, überraschend sind auch mögliche Hinweise auf das Vorhandensein von Sauerstoff. Dafür müssten zu dieser Zeit bereits mehrere Generationen massiver Sterne entstanden und vergangen sein, erklärt das Forschungsteam. Unsere Theorien und Computermodelle zur Frühzeit des Universums würden solch ein Objekt nicht vorhersagen.

Gefunden wurde die neue Rekordgalaxie im Rahmen des Programms "JWST Advanced Deep Extragalactic Survey" (JADES) zur Suche nach besonders früh entstandenen Galaxien. Schon der vorige Rekordhalter JADES-GS-z13-0 war so entdeckt worden. Während die aber in einem Zustand etwa 320 Millionen Jahre nach dem Urknall zu sehen ist, ist JADES-GS-z14-0 noch einmal 30 Millionen Jahre älter. Aber gerade, weil letztere so hell ist und aus Sternen mit zusammen hunderten Millionen Sonnenmassen bestehen müsste, hatte es Zweifel an der ermittelten Entfernung gegeben. Im Januar über einen Zeitraum von zehn Stunden gesammelte Spektraldaten hätten das Alter aber jetzt eindeutig bestätigt und damit gleichzeitig viele neue Fragen aufgeworfen.

Angesichts der gesammelten Daten habe man ermittelt, dass die Galaxie einen Durchmesser von etwa 1600 Lichtjahren hat, erklärt der Astronom Stefano Carniani, der an der Analyse beteiligt war. Das Licht, das das Weltraumteleskop aufgefangen hat, stammt ihm zufolge vor allem von jungen Sternen und nicht von einem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxie. Wie die Galaxie innerhalb von weniger als 300 Millionen Jahren auf ihre Größe gewachsen sei, sei völlig unklar. Weil man sie bei der Durchsuchung eines vergleichsweise kleinen Himmelsausschnitts gefunden habe, sei gleichzeitig davon auszugehen, dass noch viele ähnliche Galaxien ihrer Entdeckung harren – möglicherweise auch noch näher am Urknall.

Das Weltraumteleskop James Webb blickt am Lagrange-Punkt L2 abgewandt von Sonne, Erde und Mond ins All, sodass deren Wärmestrahlung das Infrarotteleskop nicht stört. Ein riesiger Schutzschirm blockt diese ab – mit einem Lichtschutzfaktor von einer Million. Fast unmittelbar nach seiner Inbetriebnahme hat es angefangen, immer mehr Kandidaten für unerwartet weit entwickelte Galaxien zu entdecken, die viel früher nach dem Urknall existierten, als es für möglich gehalten wurde. Schon länger wird deshalb darauf verwiesen, dass unsere theoretischen Grundlagen mindestens nicht auszureichen scheinen. Die Forschungsarbeit zum neuen Rekordhalter wird jetzt noch geprüft, ist aber bereits auf ArXiv einsehbar.

(mho)