3D-Drucker Peachy Printer: Griff in die Kasse bringt Crowdfunding-Projekt zu Fall

Der Peachy Printer sollte ein Stereolithographie-3D-Drucker zum Kampfpreis werden – das war 2013. Jetzt gibt einer der Gründer zu, dass er rund 300.000 Dollar von Crowdfunding-Unterstützern in sein eigenes Haus gesteckt hat.

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Peachy Printer: Ende eines Crowdfundings ? wegen Griff in die Kasse

In dieses Haus soll das beim Peachy-Printer-Projekt verschwundene Kickstarter-Geld geflossen sein.

(Bild: Kickstarter / Rinnovated Design)

Lesezeit: 3 Min.

Kann man wirklich einen Bausatz für einen Stereolithographie-3D-Drucker für nur 100 kanadische Dollar auf den Markt bringen? Die Macher des Peachy Printer behaupteten das und sammelten in der Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter 650.000 kanadische Dollar an Unterstützergeldern ein. Die Finanzierungskampagne endete am 20. Oktober 2013 – seitdem warten die Investoren auf ihre Geräte.

Doch das Warten hat jetzt möglicherweise ein Ende: Die Firma Rinnovated Design, Hersteller des Peachy Printer, ist pleite. Wie der Mitgründer Rylan Grayston in einem längeren Posting erklärt, hat sein Kompagnon David Boe, der Finanzverantwortliche des Initiatoren-Duos, heimlich gut 300.000 Dollar aus der Kasse genommen, um sein Haus zu finanzieren.

Der Beschuldigte gibt das in einem Video offen zu, das auf YouTube zu sehen ist. Gleichzeitig sagt er aus, niemand anderes habe davon gewusst und er sei sich auch sicher, dass sein Kollege Grayston ihm untersagt hätte, auch nur vorübergehend Gelder von Kickstarter-Unterstützern in seinen Neubau zu stecken. Damit nimmt er alle Schuld auf sich und entlastet alle anderen, die am Projekt beteiligt sind.

3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Grayston scheint gewahr zu sein, dass mancher Unterstützer argwöhnen könnte, das alles sei ein abgekartetes Spiel, um zu verschleiern, dass das Start-up bei seinem unglaublich billigen Stereolithographie-3D-Drucker einfach den Mund zu voll genommen hat und jetzt nicht liefern kann. Deshalb fordert er alle Misstrauischen explizit auf, sich mit ihrem Verdacht an die zuständige lokale Polizei zu wenden und gibt sogar eine Kontaktadresse an. Er sei sich sicher, schreibt er, dass jede polizeiliche Untersuchen zu dem Schluss käme, dass er stets im Interesse der Geldgeber gehandelt habe.

Auch wenn Boe offenbar bereits ein Teil des veruntreuten Geldes wieder zurückerstattet hat, ist die Firma finanziell am Ende: Grayston schreibt, er habe im letzten Monat noch nicht einmal mehr die Miete für die Firmenräume aufbringen können.

Das Loch in der Kasse sei übrigens nicht das einzige Problem, was die seit Jahren überfällige Auslieferung der Bausätze verhindere. Technik-Chef Grayston räumt außerdem ein, dass es noch Hürden bei der Klassifizierung des verwendeten Lasers und bei der CE-Zertifizierung gebe. Aber auch wenn die überwunden werden sollten und selbst falls David Boe kurzfristig alles zurückzahlen kann, muss die Firma neu aufgebaut werden: Grayston berichtet, er habe jetzt erstmal alle Mitarbeiter entlassen.

[Update, 12.05.2016, 10:57: In einem neuen Posting auf der Kickstarter-Seite erklärt Grayston, dass er auf Wunsch vieler Kommentatoren alle Repositories bei GitHub freigegeben habe, die so gut wie alle bisher vorhandenen Projektdateien wie Quellcode der Software sowie Bauteildaten umfassen sollen. Was noch fehle, etwa die Stückliste, werde bald dort ebenfalls verfügbar sein, schreibt er weiter, man nehme sich gerade nur etwas Zeit, um nochmal zu prüfen, dass alle Informationen korrekt und aktuell seien.] (pek)