40 Jahre Microsoft Word: Kein Senkrechtstarter, dann MarktfĂĽhrer

Heute unangefochtener Marktführer konkurrierte das erste Microsoft Word vor genau vier Jahrzehnten nur mäßig erfolgreich mit etablierten Textprogrammen.

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Redakteur Stefan Wischner hat im alten Word dem neuen Word gratuliert.

(Bild: swi)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Stefan Wischner

Vor 40 Jahren, im Oktober 1983, veröffentlichte Microsoft seine erste PC-Textverarbeitung namens „Word“ – unter der Bezeichnung „Multi Tool Word“ existierte das Programm für die XENIX-Plattform schon ein paar Monate früher.

Einen Senkrechtstarter hat das seinerzeit noch verhältnismäßig kleine Unternehmen aus Redmond damit nicht produziert. Eher wenige Nutzer sahen einen Grund, mit fliegenden Fahnen von etablierten Programmen wie WordStar oder WordPerfect umzusteigen. Zwar warb Microsoft Word 1.0 mit dem neuen Begriff WYSIWYG, kurz für „What you see is what you get“. Gemeint war damit, dass die Textdarstellung auf dem Bildschirm der späteren Druckausgabe entsprechen sollte. Word lief jedoch im Textmodus mit seinem festen Raster, in der Regel 25 Zeilen zu je 80 Zeichen. Auf dem Bildschirm hing die dargestellte Schrift von der Grafikkarte ab, auf dem Papier hingegen vom Drucker. Unterschiedliche Schriftgrößen ließen sich auf dem Monitor nicht darstellen, von proportionalen Fonts ganz zu schweigen.

Das gelobte WYSIWYG beschränkte sich auf ein paar wenige Schriftattribute: Kursiv, fett, unterstrichen. So viel besser als die in den Text eingestreuten Steuerzeichen für die Layoutkontrolle und Druckeranweisungen der Konkurrenz schien das auch nicht. Auch die Maussteuerung – Mitte der 1980er noch so nischig, dass Microsoft das Programm sogar im Paket mit einer Maus anbot – konnte ohne grafische Oberfläche nicht so recht überzeugen. Etwas besser sah es in dieser Hinsicht mit der zwei Jahre später erschienenen Version für den Apple Macintosh aus.

Den Durchbruch schaffte Microsoft jedoch erst mit den Windows-Versionen von Word. Das lag nicht zuletzt auch daran, dass die Konkurrenz, namentlich Word Perfect, den Sprung auf die grafische Oberfläche schlicht verschlafen hatte.

Seit der ersten DOS-Version hat Word viele Evolutionsstufen durchlebt, oft einhergehend mit signifikanten Änderungen der Bedienoberfläche. Eine anschauliche Übersicht zeigt eine historische Sammlung von Screenshots. Viele der Neuerungen wurden schnell zur Gewohnheit, eine davon ist jedoch nicht nur besonders im Gedächtnis geblieben, sondern wird auch heute noch – 17 Jahre später – kontrovers diskutiert: Die mit Word 2007 eingeführte Umstellung von klassischen Pull-down-Menüs, in denen jede Funktion jederzeit erreichbar ist, zu den Ribbons, thematisch gruppierte Menübänder, die immer nur einen Auszug der Funktionspalette zeigen. Die Ribbon-Oberfläche existiert in kaum veränderter Form noch in den aktuellen Office-Programmen, inklusive Microsoft Word.

Aus dem einst mäßig beachteten Mitbewerber etablierter Textprogramme ist längst der unangefochtene Marktführer geworden. Das nur theoretisch offene, erst mit Word 2007 eingeführte Dateiformt (DOCX) ist quasi Industriestandard.

Unabhängig davon, wie man das finden mag – wir wünschen Microsoft Word alles Gute zum 40. Geburtstag.

(swi)