42-Stunden-Woche gegen Arbeitskräftemangel: DGB stellt sich gegen Idee des BDI

Mit Fachkräften und der Rente könnte es eng werden, wenn die "Babyboomer" in den Ruhestand gehen. Über Gegenschritte wird nun diskutiert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 591 Kommentare lesen

Ein Plakatmotiv des DGB aus den 1950er Jahren, als um die Fünf-Tage-Woche gerungen wurde.

(Bild: DGB)

Lesezeit: 2 Min.

Wenn die geburtenstarken Jahrgänge ins Rentenalter kommen, könnte es mit Arbeitskräften und der Rente knapp werden. Vor diesem Hintergrund brachte am Wochenende Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie, die 42-Stunden-Woche ins Spiel. DGB-Vorstand Anja Piel erklärte dazu am heutigen Montag: "Längere Arbeitszeiten – egal ob innerhalb der Woche oder am Ende des Erwerbslebens – sind bloß billige Scheinlösungen für die Alterssicherung."

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) ergänzte via Twitter, die wirkungsvollsten Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel setzten bei besseren Arbeits- und Ausbildungsbedingungen an. "So können neue Fachkräfte nachziehen und erfahrene bleiben in ihrem Beruf."

"Ich habe persönlich große Sympathie für eine optionale Erhöhung der Wochenarbeitszeit – natürlich bei vollem Lohnausgleich", sagte Russwurm der Funke-Mediengruppe am Samstag. "Eine 42-Stunden-Woche wäre sicherlich leichter umzusetzen als eine allgemeine Einführung der Rente mit 70."

Russwurm griff damit einen Gedanken auf, den zwei Wochen vorher der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, ebenfalls der Funke-Mediengruppe sowie Deutschlandfunk Kultur mitgeteilt hatte. Ende des Jahrzehnts würden in Deutschland 4,2 Milliarden Arbeitsstunden fehlen. Während er sich für eine 42-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit aussprach, hielt er es ebenfalls für politisch schwer durchsetzbar, das Renteneintrittsalter heraufzusetzen.

"Die Stunden werden natürlich bezahlt – es geht nicht darum, durch die Hintertür am Lohn zu kürzen", hatte Hüther erklärt. In der Schweiz werde pro Woche bereits zwei Stunden mehr gearbeitet als in Deutschland, in Schweden eine Stunde mehr. Wenn das aufsummiert würde, dann würde bis 2030 der demografisch bedingte Verlust an Arbeitsvolumen kompensiert.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Eine 42-Stunden-Woche galt in der Bundesrepublik eine Zeit lang für Beamte in manchen Bundesländern. 2019 betrug die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit in Deutschland für Vollzeitbeschäftigte 41 Stunden. Die Teilzeiterwerbstätigen eingerechnet, die im Schnitt 19,5 Stunden arbeiten, betrug die durchschnittliche Wochenarbeitszeit nach Zahlen des Statistischen Bundesamts 34,8 Stunden.

(anw)