50 Jahre Kindertraum: Das Fliewatüüt hat Geburtstag

Seite 2: Videoschnitt mit Schere

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1970 begann die eigentliche Verfilmung. Wobei das, genau genommen, nicht ganz stimmt: Produziert wurde auf Videoband, nur die Außenaufnahmen drehte man mangels brauchbarer tragbarer Videorecorder und -kameras auf Film. Ganz progressiv heißt es im Vorspann der Folgen deswegen „MAZ“ – wie: magnetische Aufzeichnung. Als Videorecorder kamen Ampex-Quadruplex-Maschinen zum Einsatz. Maiwald: „Die erste Folge haben wir mangels elektronischer Möglichkeiten noch mit Klebeschiene geschnitten.“

Die Realaufnahmen stanzte man per blauem Hintergrund in die Spielszenen – was mit dem damaligen Stand der Technik nur unzureichend gelang. Entlang der Konturen im Vordergrund flimmert es überdeutlich blau, die technische Qualität der immer noch erhältlichen DVDs ist nach heutigen Maßstäben bescheiden.

Ansonsten konnten Maiwald und seine Mitstreiter aus dem Vollen schöpfen: Sie verfrachteten ein Polystrol-Iglu per Hubschrauber auf den Großglockner, bauten im WDR-Außengelände in Köln-Bocklemünd den gelb-schwarz geringelten Leuchtturm auf und im Rurstausee (Eifel) die dreieckige Burg aus Sperrholz. Die schwamm auf Pontons und in der Nacht nach der Fertigstellung kam ein Sturm auf, der die Kulisse mitten in den See trieb. Rund 40 Mann, hauptsächlich vom Technischen Hilfswerk, sprangen ins Wasser und zogen die Burg wieder an Land. Maiwald: „Im ersten Moment sah der Bau zerzaust aus, letztendlich waren die Schäden aber schnell zu beseitigen.“

Die TV-Fassung wurde – ursprünglich in vier je knapp einstündigen Teilen – ab dem 3. September 1972 ausgestrahlt; daneben erschienen drei Hörspielversionen des Abenteuers.

Autor Lornsen, Jahrgang 1922, wurde direkt nach dem Abitur zur Wehrmacht eingezogen, wo er als Flieger und Funker eingesetzt war. Nach dem Krieg lernte er Zimmermann, schrieb sich dann aber an der Landeskunstschule Hannover für das Fach Plastik ein und absolvierte darin eine Ausbildung zum Steinmetz- und Steinbildhauermeister.

„Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“ war sein erstes Werk als Schriftsteller, bis zu seinem Tod 1995 verfasste er insgesamt 32 Bücher. Seine Frau und der ebenfalls als Buchautor tätige Sohn Dirk leben weiterhin auf Sylt. Vom „Fliewatüüt“-Buch wurden bis zum Erscheinen dieses Artikels 66.495 Exemplare verkauft. Puppen und Fliewatüüt-Modell aus der WDR-Produktion befinden sich heute im Museum für Puppentheater-Kultur im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach. 2016 kam eine Neuverfilmung des Stoffs in die Kinos, die sich sehr weit vom Buch entfernt und bei Publikum wie Kritik wenig Anklang fand.

An Buch und TV-Produktion nagte der Zahn der Zeit hingegen kaum: Aus heutiger Sicht wirken manche Dialoge ein wenig hölzern – dennoch begeistern sich Kinder und Erwachsene weiterhin an der mal liebenswerten, mal spannenden Geschichte der beiden Abenteurer. Und fliegende Autos sind gerade – wieder einmal – brandaktuell. (dahe)