68 Dollar je Aktie: Alibaba stellt Weichen für Rekord-Börsengang

Die Börse im Alibaba-Fieber: Investoren reißen sich um die Aktien der chinesischen Online-Handelsplattform. Investoren lassen sich auch von Kritik an dem engen Führungszirkel um Firmengründer Jack Ma nicht abschrecken.

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Von
  • dpa

Alibaba hat die Weichen für den größten Börsengang aller Zeiten gestellt: Der chinesische Onlineriese wird seine Aktien zum Einstandspreis von 68 Dollar anbieten. Das geht aus einem Eintrag auf der Website der New York Stock Exchange vom Donnerstagabend (Ortszeit New York) hervor. Am heutigen Freitag sollen die Papiere unter dem Kürzel BABA in den Handel starten.

Alibaba-Gründer Jack Ma genießt zumindest in China Kultstatus. Unumstritten ist er trotzdem nicht, vor allem wegen seiner Unterstützung für die Politik der Kommunistischen Partei und den undurchsichtigen Alibaba-Führungszirkel.

(Bild: dpa, Paul Hilton/Archiv)

Alibaba peilt damit einen Emissionserlös von mindestens 21,8 Milliarden Dollar an. Wenn die bei der Platzierung beteiligten Investmentbanken ihre Zeichnungsrechte ausüben, könnte das Volumen sogar 25 Milliarden Dollar erreichen. Da zunächst nur ein Teil des Unternehmens an der Börse gelistet wird, ist Alibaba auf dieser Grundlage insgesamt bis zu 168 Milliarden Dollar wert.

Noch nie hat ein Unternehmen bei seinem Aktiendebüt mehr Geld bei Investoren einsammeln können. Die bislang größten Börsengänge in den USA gelangen der Kreditkartenfirma Visa 2008, dem Autobauer General Motors bei seinem Neustart 2010 und Facebook im Jahr 2012. Weltweit liegt die Agricultural Bank of China bislang an der Spitze.

Alibaba ist beim tatsächlichen Handelsvolumen nach eigenen Angaben größer als Amazon oder eBay. Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören die Plattformen Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und acht Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab.

Alibaba wird an der Wall Street trotz seiner Größe ein Exot sein. Außerhalb Chinas war der Konzern bislang vergleichsweise unbekannt. Die Konzernstruktur mit etlichen Beteiligungsverzweigungen und verstrickten Eigentumsverhältnissen ist für Außenstehende nur schwer zu durchblicken. Außerdem kritisieren Analysten die Machtballung im engen Führungszirkel um Gründer Jack Ma, dem auch ausgezeichnete Kontakte zur Kommunistischen Partei Chinas nachgesagt werden. Ma zeigte mehrfach Verständnis für das Tiananmen-Massaker von 1989 und befürwortet die Internetzensur durch die chinesische Staatspartei – Investoren scheint dieses Umfeld aber nicht abzuschrecken, die Nachfrage der nach den Aktien bereits im Vorfeld des Börsengangs so riesig, dass der Konzern das obere Ende der Preisspanne für seine Anteilsscheine am Dienstag von 66 auf 68 Dollar erhöht hatte. Auf einen Milliardenregen dürfen sich nun die größten Alibaba-Anteilseigner freuen. Die japanische Softbank hält 34,1 Prozent und das US-Internet-Urgestein Yahoo 22,4 Prozent.

Mit Sondersendungen im Fernsehen und Sonderausgaben von Zeitungen wurden Millionen Chinesen auf den Börsengang eingestimmt. Stunden vor dem erwarteten Aktiendebüt in New York verfolgten knapp 23 Millionen Nutzer Diskussionen um Chancen und Risiken von Alibaba auf Chinas größtem Mikroblog Sina Weibo. Gleichzeitig gab es jedoch auch Kritik. Wegen der strengen Kapitalverkehrskontrollen ist es den meisten Chinesen nicht möglich, Aktien im Ausland zu kaufen. Ein Nutzer kritisierte online: "Das ist doch paradox: Eine chinesische Firma geht an die Börse, und Chinesen können nicht mitbieten." (jk)