800.000 Deutsche sind angeblich onlinesüchtig

Studien besagen: Bei drei bis vier Prozent der 27 Millionen deutschen Internetnutzer sei der Gebrauch des neuen Mediums problematisch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 180 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Mehr als 800.000 Internetnutzer in Deutschland zeigen Studien zufolge Anzeichen einer Internetsucht. Bei drei bis vier Prozent der 27 Millionen deutschen Internetnutzer sei der Gebrauch des neuen Mediums "problematisch", sagte der Geschäftsführer der Hessischen Landesstelle gegen die Suchtgefahren, Wolfgang Schmidt, am heutigen Mittwoch in Frankfurt.

Er zitierte zwei Studien der Humboldt-Universität in Berlin und der Universität München. Gleichzeitig gebe es für die Betroffenen zu wenig Behandlungsmöglichkeiten, kritisierten Experten während einer Tagung der Techniker Krankenkasse und der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung.

Die Diskussion darüber, ob es tatsächlich eine Internetsucht gebe, sei zweitrangig. Schließlich gebe es Menschen, die unter ihrem Internetkonsum litten, bestätigte auch Oliver Seemann von der Münchner Ambulanz für Internet-Abhängige.

Nach der von Schmidt zitierten Studie der Berliner Humboldt-Universität verbringen Internet-Abhängige durchschnittlich 34 Stunden pro Woche im Internet. In dieser Zeit nutzten sie sehr unterschiedliche Angebote. Einige suchten per Computer nach neuen Kontakten, bei denen sie ihre eigene Identität verschleiern oder verändern könnten. Außerdem gebe es auch Menschen, die krankhaft immer nach der neuesten Information zu einem bestimmten Thema ausschauen. Symptome seien Schuldgefühle wegen des Internet-Gebrauchs, vergebliche Versuche, den Konsum zu reduzieren sowie der Wunsch, "vom Internet loszukommen", sagte Seemann.

Oft stünden hinter der krankhaften Internetnutzung aber bekannte Krankheiten und Probleme. Daher sei auch "der Therapeut um die Ecke" der richtige Ansprechpartner, zumal es bislang fast keine speziellen Therapien für die Internetsucht gebe. Betroffene könnten auch bei Suchtberatungsstellen Hilfe finden.

Zu dem Thema "Internet-Sucht" siehe auch den Artikel Aufmerksamkeit für die angebliche Internetsucht in Telepolis. (anw)