AKW Fukushima Daiichi: UN-Aufsicht prüft Entsorgung von Tritium-Wasser vor Ort

Vermutlich im nächsten Jahr ist die Lagerkapazität für das kontaminierte Wasser erschöpft. Nun prüft die IAEA vor Ort, ob es ins Meer gelassen werden kann.

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2019 war ein Team der IAEA zum vierten Mal in Fukushima Daiichi.

(Bild: IAEA / J. Donovan)

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Eine Delegation der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) will in Kürze die Ruinen des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi aufsuchen, um die geplante Entsorgung des dort massenhaft anfallenden kontaminierten Wassers zu prüfen und zu erörtern. Die Delegation werde unter der Leitung des Direktors für nukleare Sicherheit und Gefahrenabwehr Gustavo Caruso mit Vertretern des AKW-Betreibers Tepco und zuständiger Ministerien sprechen, teilte die japanische Regierung mit.

Insgesamt werden IAEA-Abgesandte vom morgigen 7. bis 21. Februar in Japan zugegen sein, heißt es in einer Mitteilung aus Tokio. Vom 14. bis 18. Februar soll das ALPS-behandelte Wasser im AKW Fukushima Daiichi sicherheitsüberprüft und bewertet werden.

Das AKW Fukushima Daiichi, in dem sich nach dem Erdbeben und Tsunami im März 2011 Kernschmelzen ereigneten, benötigt zur Kühlung der geschmolzenen Brennelemente weiterhin viel Wasser. Es wird zwar gereinigt und gefiltert, der ALPS genannte Prozess kann aber kein Tritium entfernen, das als Nebenprodukt bei der Kernspaltung anfällt. Im April vorigen Jahres entschied die japanische Regierung, die bis dahin 1,23 Millionen Kubikmeter Wasser ins Meer abzulassen. Geschehen soll das mit Hilfe eines 1 km langen Tunnels, der ins Meer führt.

Aus Südkorea und China regte sich Kritik an den Plänen. Die japanische Regierung versicherte nun, sie werde ihre Bemühungen fortsetzen, in der internationalen Gemeinschaft Verständnis für den Umgang mit ALPS-behandeltem Wasser zu schaffen sowie auch Vertrauen darin, dass Japan bei der Entsorgung möglichst transparent vorgehen werde. Die IAEA hatte voriges Jahr im August zugesichert, dass sie auch Experten aus Südkorea und China an der Aufsicht der Entsorgung des Wassers beteiligen werde.

Die Lagerkapazität für das Kühlwasser wird voraussichtlich 2023 erschöpft sein. Bis dahin kommen täglich 150 Kubikmeter kontaminiertes Wasser hinzu, das aus Wasser besteht, das in das Reaktorgebäude zur Kühlung der geschmolzenen Kerne geleitet wird und auch aus Grundwasser-Einfluss in das Reaktorgebäude.

In den vergangenen Jahren sei bereits gering mit Tritium kontaminiertes Grundwasser, das rund um die Reaktorgebäude abgepumpt wurde, mehrere Male nach vorherigen Kontrollmessungen in das Meer gelassen worden, schreibt das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Die Tritium-Konzentrationen in diesem abgepumpten Grundwasser habe deutlich unter den Tritium-Konzentrationen des gereinigten Wassers in den Abwassertanks und weit unter den gesetzlichen Grenzwerten gelegen.

Der Super-GAU von Fukushima (77 Bilder)

Das AKW Fukushima Daiichi mit seinen sechs Reaktorblöcken vor der Katastrophe. Es liegt Luftlinie rund 250 km von Tokio entfernt. Alle sechs Blöcke basieren auf den Siedewasserreaktor-Baureihen BWR 3 bis BWR 5 des US-Unternehmens General Electric; gebaut wurden sie zwischen 1971 und 1979. Block 1 sollte ursprünglich Ende März 2011 stillgelegt werden, die japanischen Behörden genehmigten Februar 2011 aber eine Laufzeitverlängerung um zehn Jahre.
(Bild: dpa)

"Würde das Abwasser aus den Abwassertanks über 10 Jahre verteilt in das Meer abgegeben werden, entspräche dies einer Abgabe von etwa 90 Terabecquerel Tritium pro Jahr", schreibt das BfS weiter. Das entspräche in etwa der jährlichen Ableitung von Tritium mit dem Abwasser aus allen deutschen Atomkraftwerken im Jahr 2016.

Das IAEA-Team wolle die radioaktive Belastung des Wassers prüfen sowie Sicherheitsaspekte der Ableitung des Wassers, teilte die IAEA mit. Weiter will es die Umweltüberwachung sondieren sowie die möglichen radiologischen Auswirkungen der Ableitung für Menschen und Umwelt. Schließlich will es die Genehmigungen und andere regulatorische Aspekte unter die Lupe nehmen.

Das aufbereitete Wasser soll in den Labors der IAEA untersucht werden und als Grundlage der Bewertung der Meldungen dienen, die aus Japan während des gesamten Prozesses der Ableitung geliefert werden sollen.

Die Task Force werde gebildet von Abgesandten aus Argentinien, Australien, Kanada, China, Frankreich, den Marshallinseln, Südkorea, Russland, Großbritannien, den USA und Vietnam. IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi hob hervor, es handele sich um die weltweit führenden Experten für nukleare Sicherheit und Strahlenschutz. Die IAEO-Überprüfung werde objektiv, glaubwürdig und wissenschaftlich fundiert vonstattengehen und dazu beitragen, in Japan und darüber hinaus durch Transparenz Vertrauen schaffen.

(anw)