AMD: Marktanteile rutschen ab

Der massive Preiskampf und die schnellen (Vierkern-)Prozessoren des Erzrivalen Intel machen AMD zu schaffen.

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Die Strategie von Intel-Chef Paul Otellini zur Rückeroberung von Marktanteilen scheint zu funktionieren, jedenfalls fürs Erste: Nach vorläufigen Zahlen des Marktforschungsunternehmens iSuppli hat Intel im ersten Quartal 2007 im Vergleich zum vierten Quartal 2006 nach Stückzahlen gerechnet maximal 3 Prozentpunkte Marktanteil gewonnen. Dabei entwickelte sich der x86-Prozessormarkt saisontypisch: Weltweit seien 61,7 Millionen PCs im ersten Quartal 2007 verkauft worden, also etwa 7,5 Prozent weniger als im Quartal zuvor, aber 7,6 Prozent mehr als im ersten Quartal 2006. Starkes Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es laut iSuppli bei den Noteboooks, deren Stückzahl wuchs um 19,8 Prozent auf 21,2 Millionen (was wiederum knapp 10 Prozent weniger war als im Jahresendquartal 2006).

3 Prozentpunkte mehr Stückzahl-Marktanteil mag auf den ersten Blick nicht wie ein überwältigender Erfolg für Intel wirken, doch die Auswirkungen auf AMD sind dramatisch: Während Intel einerseits fleißig den Preiskampf bei den billigen Prozessoren anheizt (einen Celeron D gibt es zurzeit schon für weniger als 25 Euro), verkauft der Marktführer andererseits eine ganze Reihe von besonders leistungsfähigen Dual-Core-Prozessoren und vor allem die Quad-Core-Prozessoren mit hohen Gewinnen. Intel konnte sogar seine Ertragsmarge von Quartal zu Quartal steigern und hat seine Kostentruktur verbessert, weil man mit den Umstrukturierungsmaßnahmen und dem Personalabbau schneller vorangekommen ist als geplant – nach eigenen Angaben beschäftigt Intel jetzt noch 92.000 Menschen.

AMD hingegen hat seine Prozessorpreise wiederholt  zusammengestrichen, ohne den Marktanteil halten zu können, und kämpft nun mit einem deutlich niedrigeren mittleren Verkaufspreis (Average Sales Price, ASP). Zudem hat AMD den so genannten "Channel" verärgert, also kleinere PC-Hersteller, weil es im vierten Quartal zu Lieferengpässen gekommen war. Auch davon hat Intel profitiert.

Nach Einschätzung der Marktforscher von Current Analysis konnte Intel mit extrem niedrigen Preisen für die "Altlasten" Pentium 4 und Pentium D auch den Heimrechner-Markt in den USA zurückerobern, wo AMD vor einem Jahr noch einen Anteil von mehr als 75 Prozent hatte – im ersten Quartal 2007 sollen es gerade noch 43 Prozent gewesen sein.

Im Januar hatte Otellini erwähnt, dass Intel bis Mitte 2007 insgesamt rund eine Million Vierkern-Prozessoren verkaufen will – im Vergleich zur Zahl der pro Quartal verkauften x86-Rechner beträgt der Anteil der Quad-Core-Prozessoren demnach deutlich weniger als 1 Prozent. Der springende Punkt ist allerdings, dass AMD in diesem Zeitraum überhaupt keinen Vierkern-Prozessor verkaufen wird – der erste AMD-Vierkern Barcelona/K10 wird erst nach der Jahresmitte zu haben sein und eignet sich zunächst ausschließlich für Server, also einen kleinen Teil aller verkauften x86-Rechner. Selbst wenn der Anteil von Vierkern-Prozessoren extrem schnell wächst und deren Margen sehr hoch bleiben (was angesichts erwarteter Preissenkungen wohl nicht der Fall sein wird), haben sie kurzfristig keinen entscheidenden Einfluss auf die Ertragslage beider Unternehmen. Zurzeit sind sie aber ein willkommenes (und exklusives) Zubrot für Intel, weshalb Otellini die Zahl veröffentlicht hat. iSuppli schätzt, dass Quad-Core-Prozessoren im vierten Quartal 2009 in etwa der Hälfte aller Mittelklasse-PCs stecken werden. Den ersten Notebook-Vierkern erwartet iSuppli übrigens Anfang 2009. (ciw)