AMD Ryzen 4000G startet: Acht CPU-Kerne und flinke Vega-GPU für Desktop-PCs
Das Topmodell Ryzen 7 4700G erreicht mit Boost 4,4 GHz, bleibt wie die Ryzen-Pro-Varianten aber vorerst großen PC-Herstellern vorbehalten.
AMD bringt die bisher nur in Notebooks verbauten Zen-2-Kombiprozessoren mit Codenamen Renoir in Desktop-PCs. Die Ryzen-4000G-Modelle erscheinen ebenfalls mit bis zu acht CPU-Kernen und einer Vega-Grafikeinheit, die im Vollausbau 512 Shader-Kerne nutzt. Chipauftragsfertiger TSMC fertigt die Kombiprozessoren mit 7-Nanometer-Strukturen. Sie passen in Mainboards mit der CPU-Fassung AM4, zum Beispiel mit B550-Chipsatz.
Der Ryzen 7 4700G (8-Kerne, 512 Shader), Ryzen 5 4600G (6 Kerne, 448 Shader) und Ryzen 3 4300G (4 Kerne, 384 Shader) erreichen bei einer Thermal Design Power (TDP) von 65 Watt die höchsten Taktfrequenzen innerhalb der 4000G-Familie. Das Topmodell etwa hat einen maximalen CPU-Boost von 4,4 GHz und kann seine GPU auf 2100 MHz beschleunigen – verglichen mit anderen Grafikeinheiten und -chips ein hoher Takt. Die GE-Versionen fallen aufgrund einer Beschränkung auf 35 Watt (TDP) bis zu 500 MHz langsamer aus.
Von allen sechs Kombiprozessoren legt der Chiphersteller zudem Pro-Versionen mit einer vollständigen RAM-Verschlüsselung ("Memory Guard"), erweiterter (Verfügbarkeits-)Garantie und einer Unterstützung zur „klassischen“ Fernwartung auf. Nicht-Pro-Modelle lassen sich ausschließlich über den Endpoint Manager von Microsoft 365 (früher Office 365) fernwarten. Die grundlegenden Spezifikationen sind identisch, sodass der Ryzen 7 Pro 4750G beispielsweise dem Ryzen 7 4700G entspricht und der Ryzen 5 Pro 4650G dem Ryzen 5 4600G.
Spezifikationen Ryzen 4000G | |||||
Modell | Kerne / Threads | Basistakt / max. Boost | L3-Cache | Grafik | TDP |
Ryzen 7 4700G | 8 / 16 | 3,6 / 4,4 GHz | 8 MByte | Vega 8, 2100 MHz | 65 W |
Ryzen 7 4700GE | 8 / 16 | 3,1 / 4,3 GHz | 8 MByte | Vega 8, 2000 MHz | 35 W |
Ryzen 5 4600G | 6 / 12 | 3,7 / 4,2 GHz | 8 MByte | Vega 7, 1900 MHz | 65 W |
Ryzen 5 4600GE | 6 / 12 | 3,3 / 4,2 GHz | 8 MByte | Vega 7, 1900 MHz | 35 W |
Ryzen 3 4300G | 4 / 8 | 3,8 / 4,0 GHz | 4 MByte | Vega 6, 1700 MHz | 65 W |
Ryzen 3 4300GE | 4 / 8 | 3,5 / 4,0 GHz | 4 MByte | Vega 6, 1700 MHz | 35 W |
Zunächst nur für Fertig-PCs
Einen Wermutstropfen hat die Ankündigung: Die Kombiprozessoren erscheinen vorerst ausschließlich für Komplett-PCs. Im Handel werden sie getrennt also bestenfalls als Tray-Versionen ohne Boxed-Kühler und Herstellergarantie verkauft. Laut AMD ist der Markt für Komplett-PCs vier- bis fünfmal so groß wie jener für Selbstbauer – offenbar kann der Chiphersteller derzeit nicht genug Kombiprozessoren produzieren lassen, um alle Seiten zu bedienen.
Im Vorab-Briefing betonte AMDs Senior Technical Marketing Manager Robert Hallock, dass neue Kombiprozessoren für den Retail-Handel erscheinen werden, bloß später.
Monolithisch statt mehrere Chips
Anders als die bisherigen Ryzen-3000-CPUs mit Zen-2-Kernen, aber ohne Grafikeinheit, bestehen die Ryzen-4000G-Kombiprozessoren aus einem einzigen Siliziumchip und nicht mehreren. Das verkürzt die Signalwege zum RAM und zwischen den zwei Vierkern-Clustern (CPU Complex, CCX). Gleichzeitig verkleinert AMD jedoch den in 3D-Spielen wichtigen Level-3-Cache von 16 auf 4 MByte pro CCX. Der Ryzen 7 4700G hat so zum Beispiel nur 8 MByte L3-Puffer, das Schwestermodell Ryzen 7 3700X hingegen 32 MByte.
Einen Nachteil müssen Nutzer verglichen mit Ryzen-3000-CPUs in Kauf nehmen: Der Renoir-Chip und damit auch Ryzen 4000G beherrschen nur PCI Express 3.0. Künftige Grafikkarten und M.2-SSDs lassen sich folglich nicht mit schnellerem PCIe 4.0 betreiben. Die Herstellerhandbücher von B550-Mainboards deuten darauf hin, dass die Ryzen-4000G-Kombiprozessoren allerdings acht PCIe-3.0-Lanes mehr aufweisen als die Ryzen-3000G-Vorgänger, sodass einer Grafikkarte 16 statt 8 zur Verfügung stünden. Eine Bestätigung von AMD steht aus.
Hersteller-Benchmarks
Wie sich der monolithische Aufbau und der Cache auf die Performance auswirken, bleibt abzuwarten. AMD hat vorab keine Testmuster zur Verfügung gestellt und konnte bisher keine konkreten Systeme von Partnern mit Ryzen 4000G nennen.
AMD vergleicht die Ryzen-4000G-Kombiprozessoren in den eigenen Benchmarks nur mit der Vorgängerserie Ryzen 3000G und Intels Core i-9000 bis zum Core i7-9700. Letztere Baureihe nutzt anders als Core i-10000 kein Hyper-Threading, sodass die Ergebnisse nur bedingt vergleichbar sind. Die CPU-Leistung dürfte mit dem Sprung von Zen+ auf Zen 2 signifikant steigen. Bei der Grafikeinheit fällt der Unterschied voraussichtlich moderat aus: Die Leistung pro Compute Unit (bestehend aus 64 Shader-Kernen) steigt zwar durch die hohe Taktfrequenz, allerdings verbaut AMD weniger (8 statt 11 im Vollausbau).
AMD-Benchmarks zu Ryzen 4000G (2 Bilder)
(Bild: AMD)
Neue Athlons
Außer den Ryzen 4000G stellt AMD auch neue Einsteigerprozessoren der Athlon-Klasse vor. Der Athlon Gold 3150G (4 Kerne, 4 Threads) übernimmt den Platz des Ryzen 5 3200G; der Athlon Silver 3050G (2 Kerne, 4 Threads) positioniert sich über dem bisherigen Athlon 3000G. Beide gehören zur Zen+-Generation mit 12-nm-Technik von Globalfoundries.
(mma)