AMD Ryzen 7000: Kaputte Prozessoren mit mechanischen Schäden

Bilder zeigen Brennstellen und Auswölbungen an Ryzen-7000-CPUs. Primär betroffen sind X3D-Modelle auf Asus-Mainboards.

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(Bild: "Speedrookie" / Reddit)

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Lesezeit: 3 Min.

Bestimmte Kombinationen aus Prozessor, Mainboard und BIOS-Version zerstören Ryzen-7000-CPUs. Betroffene, bei denen der Desktop-PC nicht mehr startete, haben den Prozessor ausgebaut und Bilder geteilt: Sie zeigen verschmorte Stellen und Auswölbungen an der Unterseite des CPU-Trägers, auch die Kontaktfedern im Mainboard sind beschädigt.

Das ist untypisch, weil Schmorstellen auf sehr hohe Temperaturen hindeuten, die eigentlich eine Notabschaltung auslösen sollten. Dennoch gibt es mehrere Fälle, die ein Reddit-Post zusammenfasst.

Primär scheinen die neueren X3D-Modelle Ryzen 9 7950X3D, Ryzen 9 7900X3D und Ryzen 7 7800X3D mit zusätzlichem Cache betroffen zu sein. Aufgrund der gestapelten Chips reagieren diese Prozessoren besonders empfindlich auf hohe Spannungen. Alle gezeigten X3D-Modelle weisen Beschädigungen an der gleichen Stelle auf. Zudem schienen sie vor allem auf AM5-Mainboards von Asus gelaufen zu sein.

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Es gibt aber auch vereinzelt Fälle von normalen AM5-CPUs wie dem Ryzen 9 7900X und Mainboards anderer Hersteller, bei denen sich die Auswölbungen an anderer Stelle befinden. Der Youtuber "der8auer" etwa berichtet von einem Fall mit dem Gigabyte-Mainboard X670E Aorus Master: Hier war die Unterseite nicht deformiert, aber die CPU wurde so heiß, dass das Indium zur Verbindung mit dem Heatspreader geschmolzen und ausgetreten ist.

Asus hat kürzlich BIOS-Updates für sämtliche AM5-Mainboards hochgeladen, in deren Changelogs steht durchweg:

  1. Update AGESA version to ComboAM5PI 1.0.0.6
  2. TPM 2.0 security update
  3. Recommended for optimum performance with AMD Ryzen™ 7000X3D series processors

Alle alten BIOS-Versionen sind von den Produktseiten verschwunden. Das Löschen älterer BIOS-Versionen wäre verständlich, wenn sie falsche Einstellungen enthalten, die Defekte verursachen. Unsere Anfragen an AMD und Asus vom Morgen blieben bislang allerdings unbeantwortet.

Als die Probleme bekannt wurden, haben auch Nutzer mit problemlos laufenden Ryzen-Prozessoren die CPU-Kernspannungen verglichen, die unterschiedliche BIOS-Versionen einstellen. Dabei fiel auf, dass die alte Version teils enorm hohe Spannungen angelegt hat. Ein Nutzer berichtet von gut 1,4 Volt bei der sogenannten SOC-Spannung und beim Speicher-Controller. Nach dem Update wurden die Werte automatisch um 270 bis 350 Millivolt (0,27 bis 0,35 Volt) reduziert.

Unbekannt sind die Rahmenbedingungen. Die hohen SOC- und Controller-Spannungen legen den Verdacht nahe, dass die automatischen Spannungseinstellungen bei RAM-Übertaktung (Mit-)Schuld tragen könnten – vielleicht auch schlicht durch die Aktivierung von Overclocking-Profilen (XMP, EXPO).

Wir versuchen, das Problem im c’t-Labor nachzustellen, und aktualisieren diese Meldung, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann mit Tools wie Hwinfo64 die CPU-Spannungen im Blick behalten. Nutzer eines Ryzen 9 7950X3D, Ryzen 9 7900X3D oder Ryzen 7 7800X3D in Kombination mit einem Asus-Mainboard sollten ihr BIOS aktualisieren. Die aktuelle Version findet sich auf der Produktseite des Mainboards, nach einem Klick auf Support > Treiber & Hilfsprogramme > BIOS & Firmware.

Update

Asus hat uns eine erste Stellungnahme zukommen lassen: "Wir haben die Problematiken einzelner Nutzer zur Kenntnis genommen und identifizieren diese gerade. Dabei sind wir in konstanten Austausch mit unserem Headquarter und werden schnellstmöglich mit weiteren Informationen an Sie herantreten. Asus ist stets erpicht, die hohen Qualitätsstandards zu erfüllen und unseren Kunden einen umfassenden Support zu bieten. Sollten Sie ein Problem mit ihrem Asus-Mainboard bemerken, so wenden Sie sich bitte an unser Support-Team."

MSI hat derweil ebenfalls BIOS-Updates für seine AM5-Mainboards verteilt. Der Hersteller schreibt in einem Reddit-Beitrag explizit, dass die neuen Versionen eine Anhebung der Spannungen mit Ryzen-7000X3D-Prozessoren verbieten.

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Korrektur: Die Ryzen-Prozessoren nutzen Indium als Wärmebrücke zum Heatspreader.

(mma)