AMD: Verlust im 3. Quartal, Konzentration auf Prozessorgeschäft

AMD überrascht die Wall Street mit geringeren Verlusten als erwartet und setzt seine Hoffnungen ganz auf den Erfolg des Athlon-Porzessors.

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Von
  • Jürgen Kuri

AMD machte im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 105 Millionen US-Dollar (72 Cent pro Aktie) bei einem Umsatz von 666,2 Millionen US-Dollar. Die Analysten der Wall Street zeigen sich trotzdem positiv überrascht: Sie rechneten mit einem Verlust von 97 Cents pro Aktie. Im gleichen Quartal des vorhergehenden Geschäftsjahres konnte AMD noch einen Gewinn von einer Million US-Dollar verbuchen.

Dass die Firma besser als erwartet abgeschnitten hat, führen Sprecher des Unternehmens vor allem auf steigende Verkäufe von Flash-Speicher zurück. Die Nachfrage nach Flash-Speicher sei sehr groß; es gäbe trotz Ausbau der Produktionskapazitäten Lieferengpässe, erklärte AMD. Allerdings hätte das Unternehmen noch besser dastehen können: Bislang hat AMD 350.000 der neuen Athlon-Prozessoren produziert, konnte aber nur 200.000 davon verkaufen. Ursache sei das Erdbeben in Taiwan gewesen: Dadurch hätten nicht so viele Motherboards produziert werden können, wie notwendig gewesen wären. Im nächsten Quartal möchte AMD eine Million Athlons produzieren, erwartet aber, dass die Auswirkungen des Erdbebens noch anhalten und daher nur etwa 800.000 davon verkauft werden können.

Der Prozessorbäcker setzt weiterhin große Hoffnungen auf den Athlon -- bislang hat Intel dem noch nichts entgegenzusetzen, was die Performance angeht. Daher erwartet die Firma, mit dem Chip noch eine Zeitlang dem Preisverfall auf dem Prozessormarkt widerstehen zu können. Besonders die aggressiven Preissenkungen von Intel haben dazu geführt, dass AMD bereits mehrmals davor warnte, die Preissituation auf dem Prozessormarkt würde zu Einbrüchen bei den erzielten Erlösen führen.

AMD hofft nun, mit einem anstehenden Wechsel der Produktion auf 0,18-µm-Technik (was Kosten spart und höhere Taktraten ermöglicht) und durch Vereinbarungen mit großen PC-Produzenten wie Compaq und IBM auch die Gewinnsituation bei den Prozessoren verbessern zu können. Diverse PC-Hersteller verkaufen in den USA bereits Athlon-Maschinen, die mit 700 MHz getaktet sind. "Wir rechnen nicht mit weiteren Umsatzsteigerungen durch die K6-Prozessoren, also muss unsere Umsatzsteigerung bei Mikroprozessoren von steigenden Verkäufen von Athlon-Prozessoren kommen", erklärten AMD-Sprecher laut CBS. Außerdem kündigte AMD auf dem Microprozessor Forum einen eigenen 64-Bit-Prozessor an, mit dem man gegen Intels IA64 halten will.

Um die Kapitalausstattung zu verbessern und sich damit weiter auf das Prozessor- und Flash-Speicher-Geschäft konzentrieren zu können, möchte AMD zudem die Kommunikationsabteilung verkaufen. Sie stellt unter anderem Chips für Ethernet-Karten her, die aber eher im Billigpreissegment angesiedelt sind. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres trug diese Abteilung mit 70 Millionen US-Dollar zum Gesamtumsatz von AMD bei. Die Verkaufsabsichten überraschten Marktbeobachter schon: Kommentare bezeichneten dies als großes Wagnis. "Falls Investoren es bislang noch nicht gemerkt haben, dann ist es jetzt klar geworden: Die Zukunft von AMDs Erfolg hängt von einem Produkt ab, und das ist Athlon", kommentiere ein Analyst gegenüber Reuters. Und ein anderer fügte hinzu: "Der Schlüssel für AMD ist eine gute Einführung von Athlon am Markt und das Verdienen von Geld mit ihm. Bislang hatten sie aber nicht gerade die Haltung, Gewinne zu machen." Und Intel zeige schließlich keine Absichten, AMD den Markt für High-End-Prozessoren kampflos zu überlassen.

Angesichts dieser Situation stellen einige Kommentare auch die Zukunft der AMD-Chipfabrik in Dresden in Frage, die Überkapazitäten habe. Schon im Juli hatte das Wall Street Journal gemeldet, dass AMD Partner für Dresden suche, um die Produktionskapazitäten voll auszulasten. Ein Analyst von Merrill Lynch betonte nun gegenüber dem Wall Street Journal, dass immer noch in Frage stehe, was AMD mit den Überkapazitäten in Dresden machen werde: "Wegen dieser Überkapazitäten erwarte ich immer noch einen Verlust für das vierte Quartal in AMDs laufendem Geschäftsjahr." (jk)