AOL Time Warner "reloaded"

Das Matrix-Sequel brachte dem Konzern im vergangenen Quartal allein 700 Millionen US-Dollar.

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AOL Time Warner konnte im vergangenen Quartal seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 600 Millionen US-Dollar auf 10,8 Milliarden US-Dollar steigern. Die bislang zweitgrößte Sparte America Online konnte zu diesem Umsatzsprung aber nichts beitragen -- im Gegenteil: Der Umsatz beim Online-Dienst ging von 2,26 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal 2002 auf 2,13 Milliarden US-Dollar zurück. Die Sparte Networks (TV-Stationen wie HBO) zog von 1,96 Milliarden auf 2,15 Milliarden US-Dollar an und ist nun der zweitgrößte Bereich des Konzerns.

Einen noch größeren Umsatzsprung legte die Sparte Filmed Entertainment hin, nämlich von 2,39 Milliarden auf 2,76 Milliarden US-Dollar. Dazu hat insbesondere der Film der Warner Bros. Matrix Reloaded beigetragen, aber auch eine gewachsene Nachfrage nach DVDs und Einnahmen rund um die Fernsehserien Seinfeld und Friends. Matrix Reloaded, der am 15. Mai in die US-Kinos kam, brachte 700 Millionen US-Dollar Umsatz und liegt damit bei Warner Bros. an dritter Stelle der erfolgreichsten Filme.

Die Sparte America Online kränkelt weiter am Online-Anzeigengeschäft. Während vor allem getragen durch Erfolge von AOL Europe die Einnahmen durch Mitgliederzahlungen um sechs Prozent angestiegen sind, gingen die Anzeigeneinnahmen um 48 Prozent zurück. In den USA hat America Online nun 25,3 Millionen Mitglieder, 1,2 Millionen weniger als vor einem Jahr und 846.000 weniger als im Vorquartal. Von diesen habe AOL 45 Prozent beispielsweise wegen ausstehender Gebührenzahlungen gekündigt. AOL Europe hat hingegen seit dem zweiten Quartal 2002 238.000 Mitglieder hinzugewinnen können, schrumpfte aber gegenüber dem Vorquartal um 52.000 und hat hier nun 6,2 Millionen Mitglieder. Dass die Mitgliederzahlungen trotz des Schwundes in den USA anstiegen, verdankt AOL dem Umstand, dass viele von Schmal- auf Breitbandzugänge wechseln und dafür auch mehr bezahlen, teilt das Unternehmen mit.

AOL Time Warner konnte seinen Schuldenberg in den vergangenen drei Monaten um 2,1 Milliarden auf 24,2 Milliarden US-Dollar kappen. Mehr als die Hälfte davon stammt aus dem Verkauf der 50-prozentigen Beteiligung am Kabelfernsehkanal Comedy Central. Eine weitere Milliarde Schuldenreduzierung verspricht sich das Unternehmen durch den Verkauf seines DVD- und CD-Geschäfts.

Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt weiterhin in dem Unternehmen, vor allem in der Sparte America Online, teilt der Konzern mit. Dabei geht es insbesondere um Geschäfte mit Bertelsmann, die AOL nach Meinung der SEC nicht als Umsatz verbuchen durfte. AOL Time Warner ist anderer Meinung, will sich aber durch die SEC in Verlauf der andauernden Untersuchungen belehren lassen.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei AOL Time Warner in US-Dollar

Quartal Umsatz Netto-Gewinn/
-Verlust
4/00 10,23 Mrd. -1,09 Mrd.
1/01 9,1 Mrd. -1,4 Mrd.
2/01 9,2 Mrd. -0,734 Mrd.
3/01 9,3 Mrd. -0,996 Mrd.
4/01 10,6 Mrd. -4,9 Mrd.
1/02 9,76 Mrd. -54,2 Mrd.
2/02 10,2Mrd. 0,394 Mrd.
3/02 10,0 Mrd. 0,057 Mrd.
4/02 11,4 Mrd. -44,6 Mrd.
1/03 10 Mrd. 0,396 Mrd.
2/03 10,8 Mrd. 1,1 Mrd.