AOL filterte ZNet-Newsletter als Spam aus

Ăśber drei Wochen lang hat AOL E-Mails der US-amerikanischen Nachrichten- und Meinungs-Site ZNet als Spam behandelt und herausgefiltert.

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Von
  • Craig Morris

Über drei Wochen lang hat AOL E-Mails der US-amerikanischen Nachrichten- und Meinungs-Site ZNet als Spam behandelt und herausgefiltert. Während dieser Zeit konnten rund 500 ZNet-Abonnenten, die eine E-Mail-Adresse bei AOL haben, ihren Newsletter von ZNet nicht empfangen.

AOL sprach zuerst von einem technischen Problem. Doch als Zeit verstrich und nichts geschah, dachten viele ZNet-Nutzer an eine Zensur -- ZNet ist als Webseite der Zeitschrift ZMag eines der wenigen US-Medien, die nach den Angriffen vom 11. September die Politik der Bush-Regierung kritisch betrachtet. Hinzu kommt, dass ZNet einige kritische Artikel über AOL/CompuServe veröffentlicht hat. Für Brian Dominick, der für den ZNet-Internetauftritt verantwortlich zeichnet, sind AOLs Unschuldsbeteuerungen nichts als heiße Luft: "Erst nach zwei Wochen haben sie sich mit unserem Problem befasst, dessen Lösung im Endeffekt erstaunlich einfach war und auch nach ein paar Stunden hätte behoben werden können."

AOL war nach eigenem Bekunden davon ausgegangen, ZNet habe ein offenes E-Mail-Relais, wie es für Spam-Zwecke typischerweise eingesetzt wird. Am Ende stellte sich heraus, dass das Verfahren zum Spam-Filtern bei AOL ausgerechnet bei ZNet unangenehme Folgen hatte: Der DNS-Eintrag von ZNet lautet nämlich anders als der Name des Mail-Servers. In solchen Fällen filtert AOL alle E-Mails als Spam heraus. Dieses Problem, bestätigte ein Techniker bei AOL gegenüber Dominick, ließ sich in vier Minuten beheben; man musste aber erst drauf kommen. Doch ganze zwei Wochen wartete ZNet auf eine Reaktion von AOL. Erst nachdem ZNet seine Leser dazu aufgefordert hat, AOL mit Beschwerden zu bombardieren, hat sich AOL bewegt.

Bleibt die Frage, warum AOLs Spam-Filter erst am 3. Januar 2002 bei ZNet zuschlug, obwohl sich an den technischen Gegebenheiten nichts geändert hatte. Im Gespräch mit heise online wollte AOL-Sprecher Nicholas Graham sich dazu nicht äußern. Er verwehrte sich aber gegen den Vorwurf von ZNet, AOL würde per E-Mail zugestellte Inhalte zensieren: "Das stimmt nicht. Wir zensieren nicht. Alles was wir tun, ist unsere Junk-Mail-Policy rigoros durchzusetzen, um unsere Kunden zu schützen."

Es ist nicht das erste Mal, dass ZNet-E-Mails von AOL blockiert wurden. Im Jahr 2000 gab es ähnliche Probleme mit AOL, erinnert sich Dominick, aber man habe damals keinen Anlass gehabt, die Angelegenheit mit Argwohn zu betrachten. Zwei Mal in zwei Jahren: Deshalb legte Brian Dominick den ZNet-Abonnenten bei AOL kürzlich in einer E-Mail nahe, den Internet-Serviceanbieter zu wechseln, um Ihre ZNet-Abos auf Dauer zu sichern. (Craig Morris) / (hob)