AOL schreibt rote Zahlen

America Online fällt weiterhin durch unkonventionelle Buchhaltung unangenehm auf.

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Von
  • Egbert Meyer

America Online fällt weiterhin durch unkonventionelle Buchhaltung unangenehm auf. Im Ausblick auf das soeben abgelaufene Geschäftsjahr hatte der Dienst für das 4. Quartal noch einen Gewinn von 10,9 Millionen US-Dollar angekündigt - doch in Wirklichkeit schrieb er längst rote Zahlen. Der jetzt gemeldete Jahresverlust beträgt 499,3 Millionen US-Dollar; 11,8 Millionen stammen aus dem letzten Quartal. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Überschuß von 29,8 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Eigentlich hatten die Analysten an der Wall Street vom AOL-Geschäftsbericht Klarheit über die künftige Entwicklung des Online-Dienstes erwartet. Statt dessen wurden sie nun mit der Tatsache konfrontiert, daß der Dienst aus der Vergangenheit anscheinend wenig gelernt hat. Nach Interventionen der Aufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) mußte AOL die vorbereitete Bilanz nachbessern und unter anderem im dritten und vierten Quartal gemeldete Gewinne korrigieren. Als Folge mußte sich das Unternehmen nun nachträglich zu Verlusten im dritten (-4,7 Mio.) und vierten Quartal bekennen.

Wegen offensichtlicher "Buchhaltungstricks" (Wall Street Journal) war das Unternehmen im ersten Quartal in die Schußlinie der SEC geraten und der Dienst gezwungen worden, Marketingkosten sofort zu melden und nicht, wie bei AOL seit Jahren Praxis, auf verschiedene Quartale zu verteilen. Die erforderliche Umstellung belastet die aktuelle AOL-Bilanz mit Kosten in Höhe von 385,2 Millionen Dollar. (em)