AOL versus MSN: Die PC-Hersteller werden umworben

AOL will PC-Herstellern Geld dafür auszahlen, dass sie ihre verkauften Rechner mit AOL-Clients ausliefern und die Icons von Microsofts MSN vom frisch installierten Desktop verdrängen.

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Von
  • Karsten Violka

Der Online-Dienst und Medienkonzern AOL will PC-Herstellern Geld dafür auszahlen, dass sie ihre verkauften Rechner mit einer vorinstallierten AOL-Client-Software ausliefern und damit die Icons von Microsofts MSN vom frisch installierten Desktop verdrängen. Compaq hat schon angekündigt, auf das Angebot einzugehen. Nach einem Bericht der Washington Post bietet der Medienkonzern den Herstellern bis zu 35 US-Dollar für jeden so konfigurierten Rechner.

Mit dieser Strategie, die die Washington Post internen AOL-Dokumenten entnommen haben will, beginnt AOL eine neue Offensive gegen den Ex-Marketingpartner Microsoft. Vor Windows XP war die AOL-Software auf fast jeder Windows-CD zu finden; zu AOLs Verärgerung war Microsoft nicht bereit, diese Vorgehensweise für Windows XP zu übernehmen. Der Software-Monopolist hat nämlich mit seiner .NET-Strategie ganz eigene Online-Projekte im Sinn.

AOL versucht nun mit seinem neuen Plan, rechzeitig zum Start von Windows XP trotz des Microsoft-Boykotts auf den neuen PCs vertreten zu sein. Microsoft hat zugesagt, anderen Softwareherstellern den Zugang zum Windows-Desktop zu gewähren, nachdem ein US-Bundesgerichtshof in einem Urteil festgestellt hat, dass der Konzern sein Monopol missbraucht.

Microsoft reagierte verärgert auf AOLs Vorstoß: "AOLs Handlungen sind beispiellos und vollkommen gegen den Verbraucher gerichtet", sagte Microsoft-Sprecher Vivek Varma. "AOL bezahlt die Hersteller dafür, die Verbraucher in ihrer Entscheidungsfreiheit zu hindern und zwingt sie dazu, den teuersten Dienst auf dem Markt zu wählen." AOL konterte natürlich: "Das nennt man Wettbewerb: Wenn Microsoft die besten Plätze besetzen möchte, sollten sie die PC-Hersteller ebenfalls dafür bezahlen."

AOLs großer Erfolg in den USA beruht nicht zuletzt auf der Tatsache, dass seine Software mit jeder Windows-CD mitgeliefert wurde. Daher ist es verständlich, dass der Medienriese mit allen Mitteln versucht, die "out of the box experience" der Computer-Neulinge weiterhin nach seinen Vorstellungen zu gestalten. Bei den durch den Preiskrieg hervorgerufenen geringen Handelsspannen im Privat-PC-Geschäft werden die Hersteller jedenfalls sicherlich dankbar für jede zusätzliche Einnahmequelle sein. (kav)