AOL will sich von Microsoft abnabeln

Die nächste Version der AOL-Zugangssoftware soll angeblich nicht mehr zwingend mit Microsofts Internet Explorer ausgeliefert werden.

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Von
  • Holger Bleich

Nach übereinstimmenen US-Presseberichten plant AOL Time Warner, sich aus der umfangreichen Kooperation mit Microsoft zurückzuziehen. Sowohl die kommende AOL-Software-Version 7.0 als auch die Zugangssoftware zur AOL-Tochter Compuserve soll demnach nicht mehr zwingend den Internet Explorer als Browser beinhalten.

In einem Bericht zitiert BetaNews aus einem AOL-Strategie-Papier zur neuen Software Komodo: "Komodo wird AOLs Abhängigkeit von einem Browser-Hersteller reduzieren." Unter dem Codennamen Komodo entwickelt AOL derzeit ein Software-Modul, das sowohl in der AOL- als auch in der Compuserve-Software enthalten sein wird. Es soll die Einbindung von beliebigen Browsern in die Zugangssoftware ermöglichen. Im AOL-Dokument heißt es, es gäbe bereits eine Beta-Version der CompuServe-Software, die Netscapes Rendering-Engine Gecko als Standard-Browser einsetze.

AOLs Strategiewechsel könnte Microsoft empfindlich treffen. Als weltweit größter Onlinedienst versorgt AOL zurzeit etwa 29 Millionen Kunden mit dem Internet Explorer (IE). Diese Basis half Microsoft, den IE zur marktführenden Browser-Suite zu machen. Eine fünf Jahre währende Kooperation, die am 1. Januar 2001 auslief, sah umgkehrt vor, dass Microsoft AOLs Online-Dienst werbewirksam auf dem Windows-Desktop verlinkt.

Anzunehmen ist, dass AOL 7.0, dessen erste offizielle Beta im August kommen soll, nun mit Netscape 6 ausgeliefert wird. Aussagen von AOL-Managern während des Microsoft-Kartell-Prozesses zufolge hegte AOL bisher die Befürchtung, der Redmonder Konzern könnte auf einen solchen Schritt sauer reagieren und versuchen, AOL Schaden zuzufügen. (hob)