Paukenschlag: ARM will Qualcomm die Architekturlizenz entziehen

Die Schlammschlacht zwischen ARM und Qualcomm eskaliert weiter. Qualcomm soll keine Snapdragon-Prozessoren mit Nuvia-Technik mehr verkaufen dĂĽrfen.

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ARM Prozessor Snapdragon X auf einem Mainboard

Qualcomms hier gezeigter Snapdragon-X-Prozessor ist ARM ein Dorn im Auge, weil die Firma mehr LizenzgebĂĽhren haben will.

(Bild: c't / mue)

Lesezeit: 3 Min.

Die Fehde zwischen dem Architekturdesigner ARM und dem Prozessordesigner Qualcomm erreicht eine neue Stufe. Schon seit 2021 gab es Meinungsverschiedenheiten, die 2022 im Rechtsstreit mündeten, weil ARM mehr Geld von Qualcomm will – einem der wichtigsten ARM-Lizenznehmer. Dessen Snapdragon-Prozessoren stecken in den zweitmeisten Android-Smartphones; nur die billigeren Mediatek-Chips sind noch weiter verbreitet.

Gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg bestätigt Qualcomm, dass ARM der Firma die eigene Architekturlizenz mit einer Vorlaufzeit von nur 60 Tagen entziehen will. Qualcomm dürfte dann keine eigenen CPU-Kerne mit ARM-Befehlssatz mehr entwickeln.

Es geht um die sogenannten Oryon-Kerne, die sich Qualcomm mit der Übernahme des Start-ups Nuvia einverleibt hat. Sie kamen zuerst in den Notebook-Prozessoren Snapdragon X Elite und Snapdragon X Plus für die seit Juni verkauften Windows-on-ARM-Geräte zum Einsatz.

Der erste Smartphone-Prozessor mit Nuvia-Technik heißt Snapdragon 8 Elite – erste Modelle damit sollen noch dieses Jahr erscheinen.

ARMs Argument: Firmen dĂĽrften keine Architekturlizenzen anderer Unternehmen ĂĽbernehmen. Nuvia hatte als Start-up mutmaĂźlich gĂĽnstigere Konditionen, als sie Qualcomm bekommen wĂĽrde. Qualcomm wiederum argumentiert, dass die eigene Lizenz die Nuvia-Kerne ohnehin abdecken wĂĽrde.

Öffentlich fordert ARM, dass Qualcomm alle Prozessoren mit Nuvia-Technik zerstört, um Druck aufzubauen. Eigentlich geht es ARM aber darum, die Lizenzgebühren neu zu verhandeln. Schon Ende 2021 legte ARM offen, Wachstumsmärkte zu suchen, um die eigenen Umsätze zu erhöhen. Ein solcher Markt sind beispielsweise Windows-Notebooks mit ARM-Prozessoren. Aus dem Rechtsstreit mit Qualcomm wurde zudem klar, dass ARM mehr Geld pro hergestellten ARM-Prozessor verdienen will (sogenannte Royalty-Abgaben).

Beide Firmen geben keinen Millimeter nach und lassen es auf Gerichtsverhandlungen ankommen. Insbesondere Qualcomm scheint mit der Ausbreitung seines Oryon-Portfolios auf der Rasierklinge zu reiten. Der Rechtsstreit könnte auch ein Grund sein, warum Qualcomm die Oryon-Kerne bisher nicht auf ARMv9 mit der KI-Erweiterung Scalable Matrix Extension (SME) aktualisiert hat. Das sorgt für einen Wildwuchs: Der bisherige Snapdragon 8 Gen 3 verstand sich noch auf ARMv9, der neue Snapdragon 8 Elite macht einen Schritt zurück auf ARMv8.

Unmittelbar sind keine Auswirkungen zu erwarten. Qualcomm dĂĽrfte auf die eigene Sicht bestehen und weiter Prozessoren mit Nuvia-Technik verkaufen, bis die Sache vor Gericht entschieden wird. Analysten erwarten, dass sich Qualcomm und ARM schlussendlich in der Mitte treffen und die Lizenzkosten steigen werden.

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