ATI entfernt Unterstützung für ältere Grafikkarten aus dem Linux-Treiber

ATI hat in einer neuen Version der Linux-Treiber die Unterstützung der Radeon-Modelle 8500 bis 9250 entfernt und stellt für sie nur noch einen älteren Treiber bereit. Der dürfte über kurz oder lang mit neueren Linux-Distributionen Probleme bereiten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 812 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis

ATI hat in der vor Kurzem vorgestellten Version 8.29.6 der Linux-Treiber die Unterstützung von zahlreichen älteren Grafikchips entfernt. So können sie nun etwa nicht mehr mit den im Handel noch erhältlichen Low-End-Grafikkarten mit Radeon 9250 umgehen. Zudem fehlt die Unterstützung der Radeon 8500 bis 9200 sowie der Mainboard-Chipsätze (IGP) und die stromsparenden Varianten (Mobility Radeon) im gleichen Modellnummernbereich. Damit folgt ATI dem Vorgehen bei den Windows-XP-Treibern, deren aktuelle Versionen diese Grafikkerne ebenfalls nicht mehr unterstützen.

Für die nun im neuesten Treiber nicht mehr unterstützten Chips stellt ATI weiterhin die älteren Versionen des Treibers für Windows und Linux bereit. Doch während die meisten Windows-Anwender das vermutlich kaum stört, dürften die Linux-Anwender den fehlenden Support schnell vermissen: Die zahlreichen in neuen Versionen des Linux-Kernels oder des X-Servers von X.org vorgenommenen Änderungen und Erweiterungen erfordern nämlich häufig auch Anpassungen in den Treibern, ohne die sie nicht oder nicht mehr korrekt arbeiten.

So unterstützt die neue Version des ATI-Treibers nun beispielsweise erstmals offiziell den vor wenigen Tagen vorgestellten Kernel 2.6.18. Die ältere Version konnte das noch nicht – Besitzer älteren Karten, die neue Kernel benutzen wollen oder andere Hardware einsetzen, die erst neuere oder künftige Linux-Versionen antreibt, dürften mit der älteren Version des ATI-Treibers wohl bald Probleme bekommen. Möglicherweise passt ATI die ältere Treiberversion zwar noch gelegentlich an neuere Kernel an, doch schon bei der jeweils aktuellen kam ATI mit dem Entwicklungstempo beim Kernel und X.org in der Vergangenheit häufig nicht mit.

Als Alternative stehen dem Anwender die Open-Source-Treiber des X.org-Projekts zur Verfügung, die in c't-Tests und laut zahlreichen Berichten im Internet meist mehr Performance liefern. Zudem unterstützen sie anders als die proprietären ATI-Treiber auch die in Xorg 7.1 enthaltenen Aiglx-Erweiterungen für schicke 3D-Effekte auf dem Linux-Desktop. Ganz zufriedenstellend dürfte dies für manchen Linux-Anwender aber nicht sein – so lassen sich die TV-Ein- und Ausgänge mit den freien Treibern teilweise nicht oder nur umständlich in Betrieb nehmen.

Da ATI die Freigabe von Open-Source-Treibern für neue Grafikchips blockiert und anders als früher wohl auch keine Dokumentation an Entwickler von Open-Source-Treibern herausgibt, dürften freie Treiber in Zukunft keinen Ausweg aus vergleichbaren Miseren bieten. An der ATI-Politik hat bisher auch die Übernahme durch AMD nichts geändert. Nachdem sich entsprechende Hoffnungen und Gerüchte vor einigen Wochen nicht bestätigten, deutete der Entwickler des bisher von ATI blockierten Open-Source-Treibers für Radeon-1x00-Grafikkarten in seinem Blog nun an, dass er von ATI bezüglich der auf diesen Grafikkarten verwendeten Chips wohl immer noch nichts gehört habe. (thl)