ATI-Übernahme belastet AMDs Schlussquartal schwer

Eine Wertberichtigung von 1,68 Milliarden US-Dollar belastet den US-Chiphersteller zum Jahresabschluss schwer. Trotz eines Verlusts von 1,77 Milliarden US-Dollar ist AMD für 2008 zuversichtlich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 181 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Der angeschlagene US-Chiphersteller AMD ist im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2007 tiefer in die Verlustzone geraten. Bei einem im Vergleich zum Schlussquartal 2006 stagnierenden Umsatz von 1,773 Milliarden US-Dollar schrieb das Unternehmen einen Verlust von 1,772 Milliarden US-Dollar oder 3,06 US-Dollar pro Aktie. Im Vorjahresquartal hatte der Verlust 576 Millionen US-Dollar oder 1,08 US-Dollar betragen.

Der Verlust besteht im Wesentlichen aus Sonderbelastungen aus einer Wertberichtigung im Zusammenhang mit der 5,4 Milliarden Dollar schweren Übernahme des Grafikspezialisten ATI, die mit 1,675 Milliarden US-Dollar oder 2,89 US-Dollar pro Aktie zu Buche schlagen. AMD hatte im vergangenen Dezember angekündigt, wegen der ATI-Übernahme im vierten Quartal eine substanzielle Summe abschreiben zu wollen. Den Nettoverlust ohne diese Einmalbelastung beziffert der Chiphersteller auf 97 Millionen US-Dollar oder 0,17 US-Dollar pro Aktie.

Operativ sei das Ergebnis mit einem Verlust von 9 Millionen US-Dollar nahe am Break-Even, teilte das Unternehmen am heutigen Donnerstagabend nach der Schlussglocke an der Wall Street mit. AMD lieferte im Schlussquartal 7 Prozent mehr Prozessoren aus als im dritten Jahresabschnitt. Steigende Stückzahlen bei Quad-Core-Opterons sorgten für einen Anstieg von 22 Prozent bei Server-Chips und auch bei Desktop- und Notebook-Prozessoren konnte der Chiphersteller zulegen.

Abgesehen von der Belastung durch die ATI-Übernahme stimmten diese Zahlen die Wall Street milde. Zwar zeigten sich die Analysten nicht gerade begeistert, doch konnte ATI ihre Erwartungen im operativen Bereich mehr als erfüllen. An den Finanzmärkten war mit einem Verlust von 0,32 US-Dollar pro Aktie bei Umsätzen von rund 1,79 Milliarden US-Dollar gerechnet worden. Im laufenden Geschäftsjahr will der Chiphersteller operativ wieder ins Plus und rechnet damit in der zweiten Jahreshälfte. Für das laufende erste Quartal erwartet AMD saisonal bedingt einen Rückgang der Umsätze.

Mit dem vierten Quartal beendet der Chiphersteller ein schwieriges Geschäftsjahr. Der Wettbewerb mit Intel, fallende Durchschnittspreise und die Übernahme von ATI machten AMD im Jahr 2007 schwer zu schaffen. Zuletzt erlitt das Unternehmen durch die Verzögerung des Server-Vierkerns Barcelona aufgrund des TLB-Bugs einen Rückschlag. Für das Gesamtjahr weist AMD einen Umsatz von 6,013 Milliarden US-Dollar (plus 6 Prozent zum Vorjahr) und einen Nettoverlust von 3,379 Milliarden US-Dollar aus.

Die AMD-Aktie erholte sich im nachbörslichen Handel wieder um rund 5 Prozent, nachdem das Papier vor Börsenschluss im allgemeinen Trend der angesichts der US-Keditkrise nervösen Märkte rund 23 Prozent eingebüßt hatte. Marktführer Intel hatte am Dienstag einen Gewinnsprung vermeldet. Allerdings enttäuschte der etwas vorsichtigere Ausblick die Börse und schickte den Aktienkurs auf Talfahrt.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei AMD in US-Dollar

Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/00 1.092 Mio. 189 Mio.
2/00 1.170 Mio. 207 Mio.
3/00 1.210 Mio. 408 Mio.
4/00 1.175 Mio. 178 Mio.
1/01 1.190 Mio. 125 Mio.
2/01 985 Mio. 17,4 Mio.
3/01 766 Mio. -187 Mio.
4/01 952 Mio. -15,8 Mio.
1/02 902 Mio. -9,2 Mio.
2/02 600 Mio. -185 Mio.
3/02 508 Mio. -254 Mio.
4/02 686,4 Mio. -853,7 Mio.
1/03 714,6 Mio. -146,4 Mio.
2/03 645 Mio. -140 Mio.
3/03 954 Mio. -31 Mio.
4/03 1.206 Mio. 43 Mio.
1/04 1.236 Mio. 45 Mio.
2/04 1.262 Mio. 32 Mio.
3/04 1.239 Mio. 42,8 Mio.
4/04 1.264 Mio. -29,96 Mio.
1/05 1.227 Mio. -17,0 Mio.
2/05 1.260 Mio. 11,0 Mio.
3/05 1.523 Mio. 76,0 Mio.
4/05 1.840 Mio. 95,6 Mio.
1/06 1.330 Mio. 185 Mio.
2/06 1.220 Mio. 88,8 Mio.
3/06 1.327 Mio. 134,5 Mio.
4/06 * 1.773 Mio. -574 Mio.
1/07 1.233 Mio. -611 Mio.
2/07 1.378 Mio. -600 Mio.
3/07 1.632 Mio. -396 Mio.
4/07 1.773 Mio. -1.772 Mio.**
* Anteil des ATI-Umsatzes: 398 Mio. US-Dollar. Im Nettoverlust sind u. a. 550 Mio. US-Dollar Kosten durch die Übernahme des Grafikchipherstellers enthalten.
** Enthält einmalige Belastungen von 1.675 Millionen US-Dollar aus einer Wertberichtigung der ATI-Übernahme.

(vbr)