AWS-Chef: Viele Programmierer müssen wohl bald wegen KI umsatteln

In einer geleakten Aufnahme erklärt der Cloud-Chef von Amazon, die meisten Entwickler könnten bald mit dem Programmieren dort aufhören, wo die KI übernimmt.

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Hände an Laptop-Tastatur mit unscharfem Code im Hintergrund

Der Alltag von Programmiereren wird sich bald ändern, meint Amazons Cloud-Chef.

(Bild: Tero Vesalainen/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Softwareentwickler müssen sich potenziell bald neue Fähigkeiten aneignen, da Künstliche Intelligenz (KI) viele Programmieraufgaben übernimmt. Davon geht zumindest Matt Garman aus. Der Chef von Amazon Web Services (AWS) philosophierte über dieses Thema während eines internen Kamingesprächs im Juni, wie aus einer Aufzeichnung des Meetings hervorgeht, die Business Insider vorliegt. "Wenn Sie 24 Monate oder eine gewisse Zeit – ich kann nicht genau vorhersagen, wann es sein wird – nach vorn spulen, ist es möglich, dass die meisten Entwickler nicht programmieren", erklärte der Wirtschaftsingenieur demnach kurz nach seinem Antritt als CEO. "Programmieren ist so etwas wie die Sprache, in der wir uns mit Computern austauschen." Diese Tätigkeit sei aber nicht unbedingt die an sich gefragte menschliche Fähigkeit. Diese liege vielmehr in der Innovation.

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"Wie baue ich etwas, das für meine Endbenutzer interessant ist?", brachte Garman laut dem Bericht ein Beispiel. Die aktuelle technische Entwicklung bedeute, dass sich der Job eines Programmierers ändern werde. "Jeder von uns" müsse sich mehr darauf einstellen, "was unsere Kunden brauchen und was das tatsächliche Endprodukt ist, das wir zu bauen versuchen", betonte der Manager. Denn das werde künftig mehr und mehr der Kern menschlicher Arbeit sein. Sich hinzusetzen und tatsächlich Code zu schreiben, werde dagegen an Bedeutung verlieren.

Die Debatte darüber, ob insbesondere generative KI Arbeitsplätze verändert oder Jobs kostet, nimmt seit einiger Zeit an Fahrt auf. KI-instrumente wie ChatGPT oder Gemini können automatisch Code generieren und möglicherweise so Unternehmen dabei helfen, mit der gleichen oder sogar geringeren Anzahl an Ingenieuren und IT-Experten mehr zu erreichen. Amazons Cloud-Sparte AWS selbst hat Anfang des Jahres Hunderte von Mitarbeitern entlassen. Berater von McKinsey, IDC und Bain & Company sehen das größte Potenzial generativer KI im IT-Bereich in der automatisierten Entwicklung neuer Anwendungssoftware. Kritiker halten dagegen: Code-Agenten könnten zwar schnell Quelltext generieren, Fehler darin und die Bedeutung der Zeilen aber nicht verstehen.

Garman habe keine düstere Warnung vor dem Aussterben von Programmierern aussprechen wollen, sondern letztlich Ratschläge geben wollen, fasst Business Insider die Rede zusammen. Sein Ton sei optimistisch gewesen. Der Amazon-Veteran habe darauf verwiesen, dass KI Entwicklern mehr kreative Möglichkeiten eröffne. AWS helfe den Mitarbeitern, "sich weiterzubilden und neue Technologien kennenzulernen", um ihre Produktivität mithilfe der KI zu steigern. Programmieren im Jahr 2025 dürfte prinzipiell anders erfolgen als 2020.

Auf Reddit hat der Beitrag eine rege Diskussion ausgelöst. Offenbar habe Garman der Notwendigkeit Ausdruck geben wollen, "das Abstraktionsniveau bei der Softwareentwicklung zu erhöhen", erklärte ein Nutzer. Ein anderer hat den Geschäftsmann so verstanden, "dass es bei der Arbeit als Programmierer nicht nur darum geht, die Syntax zu verwenden, sondern um viel mehr". Angespielt werde auf "einen Übergang vom Maschinencode zu einer höheren Sprache", was die Arbeit als Softwareentwickler mit ihrem großen Spektrum an Fähigkeiten und Fertigkeiten nur wichtiger mache. Ein weiterer User hält es mit dem Turing-Preisträger Yann LeCun, demzufolge alle sich wiederholenden, vorhersehbaren Aufgaben in der Softwarewelt bereits ohne KI etwa über Low-/No-Code-Lösungen automatisiert worden sind. Künftige Aufgaben für Programmierer seien daher mit einer gewissen Neuheit und Unvorhersehbarkeit verbunden, "für die KI in naher Zukunft nicht gut geeignet ist".

(nie)