Vega-C: Gescheiterter Raketenstart wegen ungenügendem Werkstoff aus der Ukraine

Zwei Monate nach dem gescheiterten ersten kommerziellen Start der europäischen Vega-C ist die Ursache bekannt. Die Starts sollen bald wieder aufgenommen werden.

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Direkt nach dem Start sah noch alles gut aus.

(Bild: ESA-Arianespace-CNES-Optique video du CSG-JM Guillon)

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Eine "unerwartete übermäßige thermomechanische Erosion der aus kohlenstofffaserverstärktem Kohlenstoff bestehenden Schubdüsenhalsauskleidung" war ursächlich für den Absturz der neuen europäischen Trägerrakete Vega-C kurz vor Weihnachten. Das hat der von der Europäischen Weltraumagentur ESA eingesetzte Untersuchungsausschuss ermittelt. Die Erosion ging demnach wahrscheinlich auf eine mangelnde Homogenität des Werkstoffs zurück, der aus der Ukraine stammte. Die Vorgaben zur Überprüfung des Materials hätten nicht ausgereicht, heißt es weiter. Der spezielle Verbundwerkstoff solle nicht mehr eingesetzt werden, der grundlegende Entwurf des Triebwerks könne beibehalten werden.

Bei der Vega handelt es sich um die kleinere der beiden aktuell eingesetzten Trägerraketen aus Europa. Statt 1,5 Tonnen wie die Standardvariante, soll die Vega-C (für "Consolidated") etwa 2,2 Tonnen in eine polare Umlaufbahn mit einer Höhe von 700 Kilometern befördern können. An Bord des abgestürzten Exemplars waren deshalb zwei der hochauflösenden Erdbeobachtungssatelliten Pléiades Neo 5 und 6 von Airbus, die normale Vega konnte lediglich einen davon ins All bringen. Etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start war bei der Vega-C eine Anomalie aufgetreten, woraufhin die Mission beendet wurde. Es folgte die genaue Untersuchung des gescheiterten Starts.

Das Ermittlungsergebnis zeige, dass die Anomalie keine Auswirkungen auf die klassische Vega-Rakete habe, bei der andere Triebwerke zum Einsatz kommen. Der Startplan werde deshalb angepasst und bis Ende des Sommers soll die nächste geplante Mission mit einer Vega durchgeführt werden. Der Untersuchungsausschuss hat derweil weitere Empfehlungen ausgearbeitet, um das Vertrauen in die beiden Raketentypen wiederherzustellen. Das mit der Produktion des Zefiro‑40-Triebwerks beauftragte Unternehmen Avio werde künftig auf einen anderen Werkstoff setzen und sei bereits dabei, die Verbesserungsvorschläge umzusetzen. Damit soll die dauerhafte Zuverlässigkeit der Vega-C garantiert werden, erklärt die ESA.

(mho)