AdObserver: US-Behörde liest Zuckerberg die Leviten​

Wenn Facebook Werbe-Transparenz unterbindet, soll es nicht die eigenen Datenschutzvergehen als Vorwand missbrauchen. Die Aufsichtsbehörde FTC ist "not amused".​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 49 Kommentare lesen
Mark Zuckerberg in Anzug, dahinter Topfpflanze

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 3 Min.

Mit einer Browser-Erweiterung namens AdObserver möchten Forscher empirisch herausfinden, wem Facebook wann welche politischen Anzeigen vorsetzt. Facebook verhindert das durch technische Maßnahmen, ringt aber um belastbare Argumente dafür. Unter anderem hat Facebook behauptet, die Sperre sei Teil eines von der US-Handelsbehörde FTC auferlegten Datenschutzprogramms. Diese Chuzpe treibt die FTC auf die Palme.

In einem veröffentlichten Brief an Mark Zuckerberg wird der amtierende Verbraucherschutzchef der FTC, Samuel Levine, ungewohnt deutlich: Tatsächlich sei das AdObserver-Projekt ganz im Sinne des Datenschutzprogramms, zu dem sich Facebook 2019 in Folge des Cambridge-Analytica-Skandals verpflichten musste. Damals setzte es auch eine Strafe von 5 Milliarden US-Dollar für Facebook, die höchste FTC-Strafe der Geschichte.

Überhaupt habe sich Facebook damals dazu verpflichtet, die FTC aktiv, zeitnah und transparent über wichtige Entwicklungen zu informieren. Diese Verpflichtung habe Facebook im Streit mit den AdObserver-Betreibern verletzt, in dem es die FTC nicht informiert habe. Hinter AdObserver stehen Wissenschaftler der New York University. Sie betonen, den Schutz personenbezogener Daten sehr ernst zu nehmen. Dennoch hat Facebook das AdObserver-Projekt der New York University unterbunden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

"Hätten Sie ihre Verpflichtung, uns im Voraus zu kontaktieren, erfüllt, hätten wir Sie informiert, dass unser gerichtlicher Vergleich Facebook nicht davon abhält, Ausnahmen für gutwillige Forschung im öffentlichen Interesse zu machen", schreibt Levine an Facebook-Chef Zuckerberg, "In Wahrheit unterstützt die FTC Anstrengungen, Licht in undurchsichtige Geschäftspraktiken zu bringen, speziell in Bezug auf Überwachungs-basierte Reklame." Zwar sei es nicht Aufgabe der FTC, sich in einzelne Dispute zwischen Facebook und Dritten einzumischen, aber "wir hoffen, dass Ihre Firma nicht den Datenschutz –und noch weniger den Vergleich mit der FTC – als Vorwand zur Förderung anderer Ziele bemüht."

Anlass für die Milliardenstrafe 2019 war, dass sich die Firma Cambridge Analytica über Facebook die Daten von Millionen Usern besorgt hat. Diese Daten wurden dann für Wahlkampfzwecke missbraucht. Allerdings hatte sich Facebook schon 2011/2012 einem Datenschutz-Regime der FTC unterworfen und sich dabei verpflichtet, Daten nur nach ausdrücklicher Zustimmung an Dritte weiterzugeben.

Das AdObserver-Projekt unterscheidet sich grundlegend von Cambridge Analytica. Nicht nur von der Zielsetzung her, sondern auch durch die Art und Weise der Datensammlung. Während Facebook Cambridge Analytica Daten über User gegeben hat, die dem nie zugestimmt hatten, müssten AdObserver-Teilnehmer ausdrücklich die entsprechende Open-Source-Erweiterung in ihren Browser installieren und ihr die notwendigen Rechte erteilen.

(ds)