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Adieu, Intel Itanium!

Christof Windeck
Intel Itanium 9500

(Bild: Intel)

Mehr als vier Jahre nach dem Itanium 9500 (Poulson) kommt nun die letzte versprochene Itanium-Version "Kittson" als Baureihe Itanium 9700.

Intel und HPE tragen ein teures Experiment zu Grabe: Mit der Serie Itanium 9700 erscheinen die letzten vier Varianten der mit Milliardenaufwand entwickelten Prozessorfamilie für Enterprise-Server und Mainframes. Ende 2012 waren die unter dem Codenamen Poulson entwickelten Vorgänger als Itanium 9500 erschienen. Nun endlich kommen je zwei vier- und achtkernige Kittson-Chips, die als Itanium 9720, 9740, 9750 und 9760 [1] ihre Vorgänger Itanium 9520, 9540, 9550 und 9560 [2] ablösen.

Außer leicht gesteigerten Taktfrequenzen sind keine weiteren Verbesserungen erkennbar. Intel erfüllt bloß noch Verpflichtungen gegenüber dem praktisch einzigen Käufer HPE und dessen Kunden, die noch Itanium-Systeme einsetzen. Schon vor drei Jahren erschienen Superdome-X- und NonStop-X-Maschinen mit Xeons [3] statt Itaniums.

Seit Mitte der 90er-Jahre entwickelte Intel die IA64-Mikroarchitektur des Itanium [4] mit dem Ziel, etablierte Server-Boliden wie IBM POWER, Oracle (Sun) SPARC und PA-RISC abzulösen. Das Projekt scheiterte aber an mannigfaltigen Problemen auf mehreren Ebenen: Schlechte Performance bei altem x86-Code, Mangel an Software, hartem Gegenwind der etablierten Server-Garde und nicht zuletzt an AMD64 beziehungsweise x86-64 mit heute über 99 Prozent Anteil am Server-Markt. Es half nicht einmal das 2006 gegebene Versprechen, weitere 10 Milliarden Dollar in Itanium-Entwicklungen [5] zu stecken.

Mit dem VLIW-Konzept des Itanium hat Intel zwar eine Menge Geld verloren, aber auch viel Know-how erworben. Letztlich hinterlässt der Itanium selbst kaum direkte Spuren, einen Nachfolger gibt es nicht. Doch das ebenfalls seit den 90er-Jahren zum Booten von Itanium-Servern entwickelte Extensible Firmware Interface (EFI) [6] hat sich durchgesetzt, wenn auch erst nach massivem Druck von Microsoft [7]: Statt eines klassischen BIOS nutzen heutige x86-(64-)PCs durchweg UEFI. (ciw [8])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-3713706

Links in diesem Artikel:
[1] https://ark.intel.com/products/codename/32203/Kittson
[2] https://ark.intel.com/products/series/71698/Intel-Itanium-Processor-9500-Series
[3] https://www.heise.de/news/HP-Superdome-X-und-NonStop-X-mit-Xeon-statt-Itanium-2473297.html
[4] https://www.heise.de/news/Intels-Schlachtschiff-Itanium-laeuft-vom-Stapel-37169.html
[5] https://www.heise.de/news/Itanium-Interessengruppe-will-10-Milliarden-Dollar-ausgeben-169941.html
[6] https://www.heise.de/news/BIOS-Nachfolger-von-Intel-wird-Open-Source-100782.html
[7] https://www.heise.de/news/Microsoft-erzwingt-auf-Windows-8-ARM-Geraeten-UEFI-Secure-Boot-1413109.html
[8] mailto:ciw@ct.de