Adobes Abo-Trick und Canons AF-Problem - die Fotonews der Woche 41/2024
Die R5 II hat vereinzelt ein sehr auffälliges Problem mit dem Autofokus und Adobes Foto-Tools gibt es de facto nur noch als Abo.
- Nico Ernst
Vor kurzem kündigte Adobe die beiden Produkte seiner "Elements" Serie in den Ausgaben für 2025 an. Falls Profis jetzt schon abwinken: Photoshop Elements und Premiere Elements waren, weil billig, für viele auf dem Weg zum Profi der Einstieg. Der wird jetzt deutlich teurer, denn es gibt keine Ewigkeitslizenzen mehr. Und wieder regen sich die Profis, die sich dunkel erinnern, dass das für die "großen" Adobe-Pakete schon seit über zehn Jahren so ist und eigentlich erwartbar gewesen wäre.
Das Abo-Modell für Photoshop, Lighroom und Premiere mit fortlaufenden Updates haben vielleicht nicht alle Nutzer gemocht, aber eben die Profis schnell wieder verdient, wenn sie wirklich Medien beruflich gestalten. Für alle anderen gilt das nicht, und für die sind die 3-Jahres-Lizenzen für circa 100 Euro der Elements-Reihe nun ein echtes Ärgernis. Nicht nur, weil das auf die Dauer teurer ist, sondern auch, weil man sich dann auch noch darum kümmern muss. Das alte Notebook, das ich nur für Urlaubsreisen verwende - ist da die Lizenz nächstes Jahr noch lauffähig? Oder: aktiviere ich den neu gekauften Photoshop jetzt für Weihnachten, oder doch erst nächstes Jahr vor dem Sommerurlaub, damit das wenigstens zweieinhalb Jahre hält?
De facto hat Adobe damit seine letzten Dauerlizenzen abgeschafft, von den alten Versionen ohne Creative Cloud mal abgesehen. A prospos alte Versionen: Wer meint, dass beispielsweise der Photoshop Elements 2024 dann eben ewig halten muss, kommt damit nur so lange durch, wie er keine neue Kamera kauft. Dass deren Raw-Format und die Objektivprofile dann noch passen, ist eher unwahrscheinlich. Weil Adobe die Idee von "Software-as-a-service", oder ehrlicher: Mietprogrammen, bei den Profis schon lange durchgesetzt hat, sind Updates für die älteren der kleinen Versionen eher unwahrscheinlich.
Lockvogel KI-Bearbeitung
Dass Adobe genau jetzt auf diese Idee kommt dürfte an den KI-Funktionen liegen, welche die neuen Elements-Versionen jetzt fast in dem Umfang bieten, wie die großen Programme. Allein das blitzschnelle Entfernen von Elementen im Bild, das Ausfüllen mit KI-generiertem Hintergrund sind eine enorme Arbeitserleichterung. Das Gefummel zum Freistellen ist nun in den meisten Fällen endgültig überflüssig. Wenn man sich darauf einlässt, und die trotzdem an einigen Stellen immer noch krude Bedienung der Adobe-Tools lernt, hängt man aber leicht in der Abofalle. Im schlimmsten Fall, also wenn sich die neuen Elements-Versionen trotzdem gut verkaufen, wird auch die in den letzten Jahren deutlich erstarkte Konkurrenz von etwa DxO oder Affinity diesen Weg gehen.
Einzelne Canon R5 Mark II mit Autofokus-Problem
Der Ausgang ist also noch ungewiss, ebenso wie die Frage, wann heute mal eine Kamera ohne Kinderkrankheiten bei der Software auf den Markt kommen. In dieser Woche hat es Canons EOS R5 Mark II erwischt, bei der – das ist an dieser Stelle wichtig – vereinzelt ein unzuverlässiger Autofokus-Rahmen eingeblendet werden kann. Der zittert dann geradezu, und man weiß nicht, auf was die Kamera gerade scharfgestellt hat. Ein Bericht aus Japan zeigt, dass sich Canon des Problems bewusst ist, und das eben nicht nur an der Software liegt. Auch an der Hardware, in diesem Fall am neuen Multi-Controller. Der musste ausgetauscht werden.
Nach unserer Einschätzung dürfte das wirklich ein seltener Fehler sein, denn die schon seit einigen Wochen verfügbare Kamera ist im deutschen Sprachraum fast konstant ausverkauft. Ähnliche Berichte häufen sich nicht, sodass es womöglich an einer dummen Kombination aus Toleranzen der Hardware und Software liegt, welche diese nicht abfangen kann. Das sollte sich durch Firmware-Updates lösen lassen. Bei unserem Testexemplar für die kommende Ausgabe von c't Fotografie traten solche Effekte auch nicht auf.
Die Tage des Kometen
Wenn man denn eine funktionierende Kamera hat – das kann man bei Lesern dieser Kolumne wohl voraussetzen – dann sollte man sie in den kommenden Tagen auf den Nachthimmel richten, grob nach Westen bis Südwesten. Auch wenn man Astrofotografie nicht zum bevorzugten Sujet zählt: Ein mit dem bloßen Auge sichtbarer Komet mit Schweif ist so selten, dass es den festzuhalten gilt. Bereits an diesem Wochenende ist Tsuchinshan-Atlas schon ab der Abenddämmerung gut sichtbar, was es mit ihm auf sich hat, und wie man insbesondere Kometen am besten fotografiert, findet sich in einem eigenen Artikel.
Die Kamera im Colorado River
Unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende ist gar nicht mal so lang, aber recht gehaltvoll: Die Fotos aus einer nach über fünf Jahren aus dem Colorado River geborgenen Kamera konnten gerettet und dem Fotografen übergeben werden. Darin stecken gleich mehrere Lehren: Auch eine Outdoor-Kamera, hier eine Olympus T-100, ist nach so langer Zeit im Wasser zerstört, mit viel Glück die Speicherkarte aber nicht. Und gerade um nach ein paar Jahren noch eine Person ausfindig zu machen braucht es keine fragwürdigen KI-Dienste, ein Post auf Facebook reicht immer noch. Vielleicht am wichtigsten: Unwiederbringliche Fotos, denn um die handelte es sich unter anderem, sollte man immer sofort sichern.
(nie)