Airbus nennt Einzelheiten des "Power8"-Sparplans

Bestandteil des Sanierungsprogramms "Power8", mit dem Airbus sich für die Zukunft optimieren will, ist unter anderem der Wegfall von 3700 Stellen in Deutschland. Die Entwicklungszeiten für neue Flugzeuge sollen von 7,5 auf 6 Jahre verkürzt werden.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Flugzeugbauer Airbus hat am Nachmittag in Toulouse weitere Einzelheiten zum geplanten Sanierungsprogramm des Konzerns bekannt gegeben. Im Rahmen von "Power8" will die EADS-Tochter in den kommenden vier Jahren insgesamt 10.000 Stellen "im nicht produktiven Bereich" abbauen. Davon sollen rund 3700 Stellen auf Airbus Deutschland entfallen, 3200 auf Airbus France, 1600 auf Airbus UK, 400 auf Airbus España sowie 1100 Stellen auf die Zentrale in Toulouse (Airbus Central Entity). Insgesamt beläuft sich der Personalbestand von Airbus derzeit auf 57.000 Mitarbeiter.

Rund 5000 der wegfallenden Stellen seien derzeit mit Zeitarbeitskräften oder vor Ort tätigen Vertragspartnern besetzt, hieß es. Dort soll der Stellenabbau sofort beginnen. Die anderen Stellenkürzungen will das Unternehmen eigenen Angaben zufolge vorrangig über das freiwillige Ausscheiden und Abfindungen erreichen. Eine Notwendigkeit für Entlassungen sehe das Management nicht. Sollten die eingeleiteten Maßnahmen in den kommenden 12 bis 18 Monaten nicht zum erwarteten Abbau des Personalbestands führen, würden jedoch auch andere Maßnahmen in Betracht gezogen, um die Kosteneinsparungsziele vollständig zu erreichen.

Von "Power8" verspricht sich der Konzern ab 2010 jährliche Einsparungen von mehr als zwei Milliarden Euro. Für die Umstrukturierung müssen aber allein im ersten Quartal 2007 Rückstellungen in Höhe von 680 Millionen Euro gebildet werden. Zu den Maßnahmen zur Kostensenkung gehört unter anderem das Einfrieren der Gehälter von Führungskräften im Jahr 2007. Zudem sollen im Rahmen von "Power8" die Entwicklungszeiten für neue Flugzeuge von 7,5 auf 6 Jahre verkürzt und die Rentabilität von Engineering-Aktivitäten um 15 Prozent gesteigert werden.

Die Zukunft von mehreren Werken in Deutschland und Frankreich ist allerdings weiterhin ungewiss. Für Varel und Laupheim sowie das französische St. Nazaire würden verschiedene Möglichkeiten ausgelotet, hieß es. Zu den Optionen zähle ein Verkauf an Hauptzulieferer, eine Abgabe an das Management oder die Zusammenlegung mit anderen Werken. Für den Standort Nordenham sowie für Filton in Großbritannien und Méaulte in Frankreich erwägt Airbus "industrielle Partnerschaften". Für diese Standorte gebe es bereits "unaufgefordert Angebote möglicher Investoren".

In Hamburg werde sofort eine dritte Endmontagelinie für die A320-Familie eingerichtet. Im Gegenzug erhält Toulouse die Endmontage für das neue Langstreckenflugzeug A350. Auslieferungszentren für den Großraumflieger A380 blieben weiterhin sowohl Hamburg als auch Toulouse. Einige vorgelagerte und vorbereitende Arbeiten zur Kabinenausstattung sowohl des A320 als auch des A380 würden jedoch von Hamburg nach Toulouse verlegt, "damit die Teile an dem mit Blick auf die Optimierung der Gesamtdurchlaufzeiten logischsten Punkt eingebaut werden können". Die Kabineninstallation selbst verbleibe aber in Hamburg.

Die Airbus-Arbeitnehmer in Deutschland wollen das Sparkonzept "Power8" unterdessen nicht akzeptieren. Der Gesamtbetriebsrat von Airbus und die IG Metall Küste bezeichneten die Beschlüsse als "falschen Schritt". Die Mitarbeiter in den Werken Varel, Nordenham und Laupheim legten Gewerkschaftsangaben zufolge nach der Bekanntgabe der massiven Stellenstreichungen die Arbeit nieder. Ein Sprecher sagte, die Arbeit werde vermutlich erst übermorgen wieder aufgenommen. Der Kampf um die Zukunft von Airbus in Deutschland habe jetzt erst begonnen. Am Freitag sollen in allen deutschen Airbus-Werken Betriebsversammlungen abgehalten werden.

Die französischen Arbeitnehmer reagierten erzürnt auf die Lastenverteilung, die Frankreich deutlich benachteilige. Die Mobilisierung gegen den geplanten Stellenabbau und die Airbus-Werksverkäufe müsse anschwellen, es werde als Protest dagegen spontane und auch organisierte Arbeitsniederlegungen geben, kündigte ein Gewerkschaftssprecher an. Die Bundesregierung zeigte sich zufrieden mit den Sanierungsverhandlungen. Vize-Regierungssprecher Thomas Steg sagte in Berlin, es sei gelungen, bei der Beschäftigung in Deutschland, der Sicherheit der deutschen Standorte sowie bei der ausgewogenen Verteilung von Lasten und Zukunftschancen zwischen den beteiligten Airbus-Ländern die nationalen Interessen durchzusetzen. (pmz)