Alcatel verleibt sich Newbridge ein

Alcatel, zweitgrößter Hersteller von Telekom-Equipment in Europa, kauft den ATM- und Frame-Relay-Spezialisten Newbridge Networks.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die französische Alcatel, zweitgrößter Hersteller von Telekom-Equipment in Europa, kauft Newbridge Networks. Der kanadische Hersteller konzentriert sich auf Switches für Telekom-Carrier, die Sprache und Daten zusammenbringen, und ist Spezialist für ATM- und Frame-Relay-Techniken. Außerdem liefert er den Telekom-Gesellschaften Zugangslösungen beispielsweise über Funk und DSL.

Die Übernahme erfolgt durch einen Aktientausch; die Newbridge-Anteilseigner sollen für jede Aktie 0,81 Alcatel-Papiere erhalten. Dies würde einem Gesamtwert der Transaktion von 7,1 Milliarden US-Dollar entsprechen, basierend auf dem Kurs der Alcatel-Aktie von gestern. Newbridge soll nach der Übernahme in Alcatels Carrier Data Division (CDD) aufgehen. Noch ohne die Newbridge-Übernahme erwartete Alcatel für diese Abteilung für das Jahr 2000 Umsätze von rund einer Milliarde US-Dollar mit ADSL- und Internet-Equipment. Einschließlich Newbridge geht das Unternehmen nun davon aus, dass die CDD dieses Jahr 2,5 Milliarden US-Dollar an Umsätzen erzielen kann.

In den letzten Monaten hatte Alcatel bereits rund 8,5 Milliarden US-Dollar für Zukäufe ausgegeben, um Lücken im eigenen Produktportfolio zu schließen. Mit Newbridge nun kann der französische Konzern auch im ATM- und Frame-Relay-Bereich reüssieren, wo man bislang hinter Konzernen wie Nortel, Lucent oder auch Cisco hinterherhinkte. Newbridge war praktisch die letzte Gelegenheit für Alcatel, durch den Aufkauf einer Firma in diese Bereiche vorzudringen. Daher sehen auch Marktbeobachter den Preis für gerechtfertigt an -- obwohl das Newbridge-Management das Unternehmen selbst als potenziellen Übernahmekandidaten bezeichnete, nachdem Newbridge das sechste Mal innerhalb von neun Geschäftsquartalen davor warnte, die Gewinne würden nicht den Erwartungen entsprechen.

Allerdings dürfte Siemens nicht gerade begeistert von der Übernahme von Newbridge durch Alcatel sein. Der Münchner Elektro-Multi sorgt für rund 15 Prozent der Newbridge-Umsätze durch Weiterverkauf der Telekom-Switches des Herstellers. Gleichzeitig ist Siemens aber auch direkter Konkurrent von Alcatel -- in welchem Umfang die Zusammenarbeit mit Newbridge nach der Übernahme fortgesetzt wird, ist bislang nicht klar. Unternehmenssprecherin Elisabeth Ramelsberger betonte aber gegenüber c't, dass Siemens davon ausgehe, dass die "langfristige und erfolgreiche Partnerschaft" vor allem im ATM-Bereich auch mit dem neuen Eigentümer fortgesetzt werde. Um eine endgültige Aussage zu treffen, sei die Situation nach der Übernahme aber noch zu neu. (jk)