Alias Wavefront: Die 3D- und Animations-Spezialisten feiern 20. Geburtstag

Mit einem halb zugedrückten Auge blickt Alias|Wavefront auf eine zwanzigjährige Firmengeschichte zurück: Zum Jubiläum trennt sich der Konzern von der zweiten Hälfte seines Doppelnamens. Künftig heißt der Konzern nur noch Alias.

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Von
  • Gerald Himmelein

Vor zwanzig Jahren legten drei Entwickler den Grundstein für die 3D-Software-Schmiede Alias -- auch wenn das erste Produkt erst zwei Jahre später erschien. In Kalifornien werkelte zu dieser Zeit der Konkurrent Wavefront an der 3D-Lösung PreView und schaffte es damit ein Jahr vor Alias auf den Markt. Zu den ersten Kunden gehören US-Fernsehsender wie NBC und Showtime, die PreView für Logo-Animationen einsetzen. Ein Jahr später erscheint Alias/1 mit spline-basierenden Modellen. Bald entwickelt Alias gezielt für SGI-Workstations -- wer Alias/1 will, braucht einen SGI-Rechner.

Der Konkurrent Wavefront entwickelt dagegen Hardware-agnostisch und expandiert 1988 in den CAD-Bereich. In 3D-Kreisen gilt Alias dagegen bald als Nonplusultra. Das Wassertentakel im Unterwasser-Drama "The Abyss" entsteht mit Alias 2.4, der morphende Quecksilber-Roboter T-1000 aus Terminator 2 entwächst ein Jahr später dem Nachfolgeprodukt PowerAnimator. Parallel dazu mausert sich Wavefront zu einem führenden Anbieter von Compositing-Software. Unter Compositing versteht man das Zusammenführen von Bild- und Tonmaterial aus mehreren Quellen. Die 3D-Produkte Advanced Visualizer und Dynamation können sich dagegen nicht auf breiter Front durchsetzen.

Im Jahr 1995 fusionieren Alias und Wavefront unter dem Dach der Silicon Graphics Inc. (SGI) zu Alias|Wavefront. Mittlerweile hat Alias auch auf dem Spielemarkt Fuß gefasst -- so entsprangen etwa die knuddeligen 3D-Gorillas von Donkey Kong Country aus PowerAnimator.

Drei Jahre später erscheint die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte 3D-Software Maya. Mit fortgeschrittenen NURBS-Funktionen und einer patentierten Bedienoberfläche weitet Alias|Wavefront seine Verbreitung im 3D-Profi-Bereich aus. Bald endet auch die Bindung der Alias-Software an SGI-Hardware: Zur Jahrtausendwende erscheint Maya nach einer NT-Version sowohl für Mac OS X als auch für Linux.

Bei der 3D-Animation von Figuren hat sich Maya nicht nur in der prominenten Effektschmiede Industrial Light & Magic (ILM) zum Standardwerkzeug entwickelt. Das Programm teilt sich den Markt mit der ebenfalls nicht sonderlich billigen Alternative Softimage, dem vor allem im TV-Bereich favorisierten Modeller/Renderer Lightwave 3D und der deutschen Komplettlösung Cinema 4D. Dabei setzen nur wenige Studios alles auf eine Karte: Im Tränendrüsenspektakel Titanic kamen sowohl Softimage als auch Lightwave zum Einsatz; an The Mummy werkelten Maya und Softimage Seite an Seite.

Im April 2002 bringt eine Ankündigung Bewegung in den Profi-3D-Markt, man werde die Preise für Maya radikal senken: Seitdem kostet das Programm nicht mehr so viel wie eine Luxuslimousine, sondern entspricht etwa dem Preis eines Kleinwagens. Die Konkurrenz zog alsbald nach. In diesem Jahr gewann Alias|Wavefront einen Technical Achievement Award ("Oscar") für Maya. Anlässlich des zwanzigjährigen Jubiläums hat das kanadische Unternehmen seinen etwas sperrigen Namen jetzt auf Alias gekürzt und sich ein neues Logo verpasst. (ghi)