Alibaba Börsengang wird um die 20 Milliarden Dollar schwer

Der Börsengang des chinesischen Online-Konzerns könnte der bisher größte der Internet-Geschichte werden und den bisherigen Rekordhalter Facebook ablösen.

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Eine Aktie des chinesischen Online-Konzerns Alibaba wird im Erstverkauf 60 bis 66 US-Dollar kosten. Das hat das Unternehmen am Freitag der US-Börsenaufsicht SEC mitgeteilt. 320 bis 368 Millionen Aktien sollen in Umlauf gebracht werden. Damit dürfte der Gesamtwert des Börsengangs 19,2 bis 24,3 Milliarden Dollar betragen. Es wäre der größte Internet-Börsengang der Geschichte. Derzeitiger Rekordhalter ist Facebook mit 16 Milliarden Dollar.

Das Gesamtunternehmen Alibaba wäre bis zu 169 Milliarden US-Dollar wert. Die Basis für diesen Wert wird allerdings nicht deutlich. Die börsennotierte Form von Alibaba ist in weiten Bereich von ihrem Chef Jack Ma und dessen Kumpel abhängig. Und 169 Milliarden Dollar sind ungefähr der 20-fache Umsatz und der 45-fache Nettogewinn des Ende März abgelaufenen Geschäftsjahres 2014. Außerdem verrät das Unternehmen wenig über seine recht unterschiedlichen Betätigungsfelder. Es gibt nur ein einziges Segment, nämlich "Online and Mobile Commerce and Related Services". Darunter bestehen zwar mehrere Geschäftsbereiche, doch auch von diesen werden nur Umsatzzahlen verraten.

Das Schicksal dürftiger Informationslage teilen Aktionäre nach offizieller Lesart mit dem Top-Management Alibabas: "Die dem (strategischen Ausschuss des Top-Managements) zur Verfügung gestellten Informationen sind auf Umsatzebene, und das Unternehmen verteilt Betriebskosten und Vermögenswerte nicht auf mehrere Geschäftsbereiche, weil (der Ausschuss) solche Informationen nicht auswertet, um Ressourcen zuzuteilen oder die Leistungen der Geschäftsbereiche zu beurteilen."

Dieser Auszug aus dem offiziellen Entwurf des Börsenprospekts liest sich so, als wäre die Entwicklung der Vermögenslage wie auch der Betriebskosten unbedeutend. Das Top-Management schaut demnach nur auf den Umsatz, wenn es darum geht, einen Geschäftsbereich zu beurteilen oder ihm Ressourcen zuzuteilen. Eine unorthodoxe Management-Strategie – oder ein Vorwand, um den potenziellen Investoren keine Details verraten zu müssen.

Alibaba wird an der New York Stock Exchange unter dem Symbol "BABA" gehandelt werden. Die ursprünglich angestrebte Notierung in Hongkong ist gescheitert. Denn die dortige Börse akzeptierte nicht, dass Ma und seine Kollegen mindestens so lange den Konzern kontrollieren können, als sie fünf Prozent aller auf einer Hauptversammlung abgegebenen Stimmen kontrollieren können.

Die 320 Millionen Aktien, die im Rahmen des IPO jedenfalls angeboten werden sollen, setzen sich wie folgt zusammen: 140 Millionen Aktien aus dem Besitz Yahoos, 123 Millionen Aktien gibt Alibaba selbst aus, und die restlichen 57 Millionen Anteilsscheine kommen von Ma sowie seinem Vize Joe Tsai.

Nur der Erlös der von Alibaba selbst ausgegebenen 123 Millionen Aktien landet, nach Abzug der Kosten des IPO, auch bei dem Unternehmen. Außerdem ist ein optionaler Zusatz (Greenshoe) von bis zu 48 Millionen Aktien vorgesehen. Bei entsprechender Nachfrage erwerben die Konsortialbanken diese zusätzlichen Wertpapiere von Alibaba und verkaufen sie weiter. Das würde zusätzliches Geld in die Kassen Alibabas spülen.

Yahoo besitzt derzeit noch etwa 524 Millionen Alibaba-Aktien. Veranschlagt man die IPO-Preisspanne von 60 bis 66 US-Dollar, entspricht dieses Aktienpaket 31,4 bis 34,6 Milliarden Dollar. Außerdem besitzt Yahoo rund 36 Prozent an Yahoo Japan. Dieser Anteil entspricht einem aktuellen Börsenwert von zirka 8,2 Milliarden Dollar. Zusammen machen diese Beteiligungen also 39,6 bis 42,8 Milliarden Dollar aus.

Das gesamte Unternehmen Yahoo, inklusive der genannten Beteiligungen, wurde an der Börse zuletzt mit knapp 39 Milliarden Dollar bewertet (39,4 Milliarden im nachbörslichen Handel Freitagabend). Zieht man die Beteiligungen ab, bleibt ein negatives Resultat. Das Eigengeschäft Yahoos wäre in dieser zugegebener Maßen vereinfachenden Darstellung also wertlos. (ds)