Alles auf Alpha und Fujis Mittelformat-Filmer – die Fotonews der Woche 46/2024

Von Sony ist neues zu erwarten, aber noch nicht sofort, Fuji wagt sich ins Filmgeschäft und Leica hat eine neue recht exklusive App.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen

Die Fujifilm Eterna als echte Cine-Kamera – das einzige Bild von Fuji ist leider sehr pixelig.

(Bild: Fujifilm)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

Statt RĂĽckblick diesmal zuerst ein Ausblick: Sony plant in der kommenden Woche eine Veranstaltung in Japan. Soweit die Fakten. Der Rest all dessen, was da gerade wieder durch die GerĂĽchtekĂĽchen des Internets geschoben wird, ist Spekulation. Das gilt es im Folgenden zu beachten.

Was fest steht, ist, dass Sony das Event angekündigt hat. Auf der Webseite steht zwar nichts über Produkte, die dabei angekündigt werden sollen, aber auf dem schon angelegten YouTube-Stream für den kommenden Dienstag: Die Alpha 1 II wird dann vorgestellt. Das deckt sich mit zahlreichen Leaks, die von einem neuen Objektiv und einer Kamera zu wissen glauben. Die unbestätigten Angaben zur Kamera sind dabei durchaus glaubwürdig. Und zwar deshalb, weil die bisherige Alpha 1 im kommenden Januar vier Jahre alt wird. Das ist der übliche Lebenszeitraum für ein Profi-Flaggschiff im Kameramarkt.

Als Ersatz dafür kann die in diesem Jahr erschienene Alpha 9 III nicht dienen, denn die ist auf höchste Geschwindigkeit per Global Shutter, also Sport und Action getrimmt, bleibt aber bei den 24 Megapixeln Auflösung ihres Vorgängers stehen. Also fehlt Sony ein Modell mit mehr Auflösung, Canon und Nikon haben ihre entsprechenden Modelle schon erneuert. Eine Alpha 1 II mit, wie die Leaks berichten, weiterhin 50 Megapixeln passt da sehr gut ins Bild. Die Überraschung wäre jedoch, wenn sich die Gerüchte bewahrheiten, dass diese Kamera im Gehäuse der Alpha 9 III Platz findet.

Das könnte Sinn ergeben, weil es für Sony Kosten spart. Erst in der vergangenen Woche schrieb unsere Kolumne über einheitliche Plattformen, weil Nikon seiner Z50 II den Expeed-Prozessor des Flaggschiffs Z9 spendiert hatte. Im Sinne von standardisierten Chips und Software liegt der Gedanke einer einheitlichen Plattform auf der Hand, das spart Entwicklungs- und Supportaufwand. Weniger für den Kunden sichtbar ist der Plattformgedanke bei Mechanik und Gehäusen, denn da hat vor allem der Hersteller Vorteile: Ein Druckgussgehäuse, hier eine Bohrung mehr, da etwas mehr oder weniger abfräsen: Fertig ist der Body für eine ganz andere Kamera. Haptische Verwechslungsgefahr in der Praxis ist bei der angepeilten Zielgruppe der Profis mit mehreren Bodies kaum zu befürchten, denn die wissen schon, an welchem Gurt welche Kamera hängt.

Ebenfalls ein Profiwerkzeug dürfte das Objektiv werden, was Sony angeblich auch in der kommenden Woche vorstellen will: Ein 28-70mm f/2.0 soll es sein, und zwar ein besonders kompaktes und damit leichtes Gerät. Das universelle Weitwinkelzoom mit hoher Lichtstärke ist bei allen Herstellern ein 24-70mm f/2.8, also mit vier Millimeter mehr Brennweite. Womöglich haben die Sony-Ingenieure es geschafft, unter Verzicht auf ein bisschen Weitwinkligkeit auch eine größere Anfangsblendenöffnung zu erreichen. Wenn sich das bewahrheitet, dürfte die Optik ziemlich kostspielig werden – die Alpha 1 II sowieso auch.

Kein Schnäppchen ist auch die Fujifilm GFX Eterna. Selbst wenn Fuji den Preis noch nicht nennt, liegt das auf der Hand, denn es ist die erste voll professionelle Cine-Kamera des Unternehmens, also ein Werkzeug für die Filmproduktion. Fujifilm hat dafür den Sensor der Mittelformatkamera GFX 100 II in ein Gehäuse gepackt, das die vielen Anschlüsse für diesen Einsatzbereich mitbringt. Herzstück ist natürlich weiterhin der 102-Megapixel-Sensor, der aber beim Filmen in üblichen Formaten nicht annähernd ausgereizt wird. Dafür gibt es aber verschiedene 8K-Formate in 16:9 sowie eine 5,8K-Auflösung in kinotauglichem Seitenformat 2:35:1. Und ein 4K-Format mit lediglich einem Crop-Faktor von 1:1,01 gibt es auch, was dann mit Oversampling fast den ganzen Sensor nutzt.

Ein bisschen verwirrend, wenn man von 102 Megapixeln ausgeht, aber: Das Ziel ist immer bestmögliche Bildqualität. Wie der große Bildkreis von 55 Millimetern sich auf die rechteckigen Videoformate auswirkt, hat DPreview in leicht verständlichen Grafiken aufbereitet.

Es gibt bisher in Fujis Ankündigung nur ein einziges Bild von der vorderen linken Seite der Kamera, und das auch noch in sehr geringer Auflösung. Daher sieht das Titelbild dieses Artikel auch entsprechend aus. Fuji behält also vieles noch für sich, nicht aber das Bajonett, das vorerst beim G-Mount der Mittelformatkameras des Hauses bleibt. Ein Adapter für den PL-Mount, ein Standard in der Filmproduktion, ist jedoch angekündigt. Das ist auch Pflicht, damit die schon in der analogen Ära erfolgreichen und längst digitaltauglichen Premista-Objektive mit Film-Ausstattung auch passen. Neu entwickelt wird ein motorisiertes Zoom mit 32-90 Millimetern Brennweite und sonst unbekannten Daten. Die Eterna und das Zoom sollen 2025 auf den Markt kommen. ¶

Bereits verfügbar sind die neuen Versionen der Leica LUX App. Weiterhin nur für iPhones erhältlich, sollen sie mit den Kameras des Smartphones den Look von Fotos aus einer echten Leica nachbilden. In den Versionen 1.1 und 1.2, die je nach Modell des Apple-Geräts im App-Store angeboten werden, lassen sich nun unter anderem auch ein 90mm und ein 120mm Summilux simulieren. Voraussetzung ist jeweils ein iPhone mit Telekamera von 3x oder 5x. Weitere Neuerung: Die Stärke der "Leica Looks", welche auch die aktuelleren Leica-Kameras digital nach analogen Vorbildern simulieren, lässt sich nun auch in der App per Schieberegler einstellen. Unverändert bleibt, dass die App ein Freemium-Modell nutzt. Der Download ist kostenlos, für die meisten manuellen Funktionen sind 8 Euro im Monat oder 80 Euro im Jahres-Abo fällig.

Wer, vielleicht durch Fujis Eterna, nun Interesse an Cine-Kameras hat, möchte vielleicht mehr über die Grundlagen und Bedienung dieser Dickschiffe erfahren. Zum Glück haben unsere Kollegen der c't gerade den Branchenprimus besucht: Arri in München. In einem tollen Video erklären sie, was eine Kamera für Kinofilme von dem unterscheidet, was sich mit DSLRs oder spiegellosen Systemkameras so machen lässt. Nur ein kleiner Spoiler: Es ist unter anderem die Möglichkeit, viel Zubehör anzubringen und die Kamera, auch per Funk, von mehreren Personen bedienen zu lassen. Das ist nicht Overkill oder Spielerei, sondern, wie Arri auch erklärt, beim Film eine Notwendigkeit: Wenn ein Drehtag mehrere Hunderttausend Euro kostet, darf durch eine Fehlbedienung nichts schiefgehen. Daher sind beispielsweise die Aufgaben für Bildkomposition und Schärfe – und damit Schärfentiefe – oft auf mehrere Schultern verteilt. Das Video ist unsere Empfehlung für einen Long Watch zum Wochenende.

(nie)