WTF

Amazon: Interner Messenger soll Wörter "Gewerkschaft" und "Toilette" blockieren

Bei Amazon wird ein Messenger für die firmeninterne Kommunikation entwickelt. Einem Medienbericht zufolge soll der einen weitreichenden Wortfilter enthalten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen

(Bild: Frederic Legrand - COMEO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Eine für die firmeninterne Kommunikation entwickelte Messaging-App von Amazon soll einen Wortfilter enthalten, der unter anderem Beiträge mit den englischen Begriffen für "Gewerkschaft", "Lohnerhöhung" oder "Toilette" blockiert. Das berichtet das US-Magazin The Intercept unter Berufung auf interne Dokumente. Eine Sprecherin des Konzerns dementierte das nicht, habe aber darauf verwiesen, dass die App nicht genehmigt sei und bis zu einer möglichen Verwendung noch komplett verändert werden könnte. Es sei auch möglich, dass sie nie eingesetzt werde. Den Dokumenten zufolge soll mit der Anwendung "das Glück" und "die Produktivität" der Angestellten des US-Onlinehändlers gesteigert werden.

WTF

Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

In einem Meeting der Führungsebene seien die Pläne für die Entwicklung der App im vergangenen November besprochen worden, zitiert The Intercept. Dabei sei auch vor den "dunklen Seiten von Social Media" gewarnt worden, weswegen entschieden wurde, Beiträge in der Anwendung aktiv überwachen zu lassen. In der Folge sei eine Wortliste ausgearbeitet worden, um Begriffe zu sammeln, die in der App nicht verwendet werden dürfen. Dabei ging es aber nicht nur um Beleidigungen oder unangemessene Wörter, sondern auch viele, die mit den Arbeitsbedingungen zu tun haben. Das US-Magazin listet als zu blockierende Begriffe unter anderem noch "Ich hasse", "entlassen", "Ist mir egal", "dumm", "Gefängnis", "Ungerechtigkeit", "existenzsichernder Lohn", "Sklave", "Plantage", "Freiheit", "unfair", "besorgt", "Müll" und "unhöflich" auf. Als Gesprächsthema bleibt dann wohl nur noch das Wetter.

Die Sprecherin habe nun entgegnet, dass es keine Pläne gebe, "viele der gesammelten Wörter zu blockieren", sollte die App eingeführt werden. Der Bericht fügt sich aber ein in das Bild eines wenig arbeitnehmerfreundlichen Konzerns, das Amazon seit Jahren abgibt. Berichte, dass einige Fahrer und Fahrerinnen für Amazon aufgrund der enormen Arbeitsbelastung mitunter keine Zeit finden, auf die Toilette zu gehen, sind nur das bekannteste Beispiel. Erst vor wenigen Tagen hatten Angestellte eines Amazon-Lagers in Staten Island im Bundesstaat New York mehrheitlich dafür gestimmt, die erste Arbeitnehmervertretung bei Amazon in den USA zu gründen. Der Konzern kündigte umgehend an, einen Einspruch gegen das Ergebnis prüfen zu wollen.

(mho)