Amazon-Verteilerzentrum von Tornado zerstört, Kritik an Smartphone-Verbot

Im US-Bundesstaat Illinois hat ein Tornado ein Amazon-Lager zerstört. Mehrere Menschen kamen ums Leben. Nun wächst die Kritik an dem Onlinehändler.

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(Bild: Ioan Panaite/Shutterstock.com)

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Nachdem durch einen Tornado im US-Bundesstaat Illinois ein Amazon-Verteilerzentrum teilweise zerstört wurde und mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen sind, wächst die Kritik an dem US-Onlinehändler. So prangern mehrere Angestellte gegenüber Bloomberg an, dass es Amazon ihnen inzwischen wieder untersagt, ihre Mobiltelefone mit an den Arbeitsplatz zu nehmen.

Die zitierten Personen befürchten, ohne die Geräte keine Warnungen empfangen und im Notfall nicht um Hilfe bitten zu können. Auf Amazon wollen sie sich dafür nicht verlassen. Außerdem hat der Konzern gegenüber ABC spezifische Nachfragen dazu, wann die Angestellten vor Ort vor der aufziehenden Gefahr gewarnt wurden, nicht beantwortet.

Das Verteilerzentrum in Edwardsville war am Freitag von einem Tornado zur Hälfte zerstört worden, als sich eine zuerst unbekannte Zahl an Menschen darin aufgehalten hatte. Auch lokale Behörden kannten anfangs keine genauen Zahlen, da sich das Unglück während eines Schichtwechsels ereignete und mehrere Angestellte in Teilzeit vor Ort waren, wie ABC berichtet. Amazon erklärte gegenüber dem US-Sender, dass nach Eingang der Tornado-Warnung alle Angestellten gewarnt worden seien. Man habe sie aufgefordert, Schutz zu suchen. Wann genau das geschah, teilte der Konzern demnach nicht mit.

Bloomberg ergänzt, dass Amazon es den Angestellten seit Jahren untersagt hatte, ihre Mobiltelefone mit in die Verteilerzentren zu bringen. Das sei während der Corona-Pandemie gelockert worden, würde aber nun wieder in immer mehr Einrichtungen durchgesetzt. Mehrere Angestellte, die in einem benachbarten Verteilerzentrum arbeiten würden, hätten dem Magazin ihre Ängste geschildert: Ohne Smartphone würden sie Warnungen nicht rechtzeitig erhalten und könnten sich etwa unter Schutt nicht bemerkbar machen. Auf Amazon wollten sie sich dafür nicht verlassen. Eine Angestellte habe geschildert, dass sie Überstunden abbaue, wenn das Verteilerzentrum trotz aufziehender Gefahr nicht geschlossen werden. Für solch eine Entscheidung benötige sie aber ihr Smartphone. Eine andere Person meinte, sie würde eher kündigen, als wieder auf das Gerät am Arbeitsplatz zu verzichten.

Dutzende Tornados hatten am Freitagabend in mehreren US-Bundesstaaten Dutzende Menschenleben gefordert. Am schlimmsten getroffen wurde Kentucky, wo mehr als 100 Todesopfer befürchtet werden. Bis das volle Ausmaß der Katastrophe bekannt ist, dürften Tage vergehen. Kentuckys Gouverneur Andy Beshear berichtete von einem Tornado, der auf einer Länge von rund 370 Kilometern eine Schneise der Verwüstung geschlagen hat: "Nichts, was in der direkten Linie dieses Tornados stand, steht noch." Für die USA ist es nur die jüngste in gleich einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen allein in diesem Jahr.

(mho)