Amazon plant Doppel-Helix-förmiges Hauptquartier aus Glas in Arlington

Amazon-Mitarbeiter sollen in einem architektonisch ungewöhnlichen Gebäude in Arlington arbeiten. Im Zentrum soll der Mensch stehen.

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Ein Rendering des geplanten "Helix"-Gebäudes.

(Bild: Amazon)

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Im Mittelpunkt des zweiten US-Hauptquartiers des Online-Händlers Amazon in Arlington im US-Bundesstaat Virginia wird ein Gebäude in Form einer Doppel-Helix stehen, das zwei begehbare Außenwege mit landschaftlicher Gestaltung aufweist. Das gab Amazon am Dienstag bekannt. Drei 22-stöckige Gebäude stehen dem kurz "Helix" genannten Büroturm auf einem Campus zur Seite. In zehn Jahren will Amazon in Arlington rund 25.000 Jobs schaffen und 2,5 Milliarden US-Dollar investieren. Dabei gibt sich Amazon sozial und investiert in den Wohnungsbau.

In Arlington sei man "herzlich" empfangen worden, heißt es in der Mitteilung von Amazon zum "Helix"-Projekt. Amazon habe nach der Entscheidung für das zweite Headquarter zugunsten Arlingtons 2018 sofort mit Investitionen begonnen und 19 Millionen US-Dollar an gemeinnützige Organisationen gespendet. Zusätzlich will Amazon in der Nachbarschaft des Headquarters rund 1300 "erschwingliche Wohnungen" im Stadtteil "Chrystal City" schaffen. Das Geld dafür soll aus dem zwei Milliarden US-Dollar schweren Housing Equity Fund genommen werden, den Amazon im Januar angekündigt hatte. Weitere Investitionen sollen folgen.

Amazon sieht sich selbst als "unterstützender Unternehmensbürger", der sich seiner Verantwortung für die Gemeinschaft bewusst sei. Offenbar will Amazon mit dem Wohnungsbau verhindern, dass die Wohnungspreise vor Ort durch zugezogene Mitarbeiter explodieren, wie es in der Nähe anderer Headquarter von Tech-Konzernen in der Vergangenheit in den USA geschehen ist und so für soziale Schieflagen in den Städten gesorgt hatte.

Rund 1600 neue Mitarbeiter und weitere sollen in dem Gebäude in Softeis-Architektur und drei weiteren, 22-stöckigen Gebäuden auf dem 260.000 Quadratmeter großen Campus zunächst unterkommen, die von dem US-amerikanischen Architektur-Büro NBBJ entworfen wurde. Etwa 600 Stellen seien noch offen, die in Arlington besetzt werden sollen.

NBBJ, ansässig in Seattle, hatte bereits Amazons Spheres in Seattle gestaltet und zeichnete sich vorab bereits für andere Großprojekte verantwortlich, wie beispielsweise die Headquarter von Samsung, Alibaba, Boeing und der Bill & Melinda Gates Foundation.

Knapp 107 Meter hoch soll die "Helix" werden, deren Fassade weitgehend aus Glasflächen besteht. Das Gebäude soll mit seiner "natürlichen Schönheit der Doppel-Helix" ein Symbol als auch ein moderner, innovativer und ökologisch geprägter Arbeitsraum zugleich sein. So symbolisiere die Doppel-Helix die DNA der Menschen. Im Gebäude findet sie sich sowohl in der Form als auch im strukturellen Aufbau des Gebäudes wieder. Zwei spiralförmige begehbare Aufgänge, die sich außen um das Gebäude winden, werden mit Bäumen und allerlei Grünpflanzen landschaftlich so angelegt sein, dass sich Mitarbeiter auf einer Wanderung in den Blue Ridge Mountains wähnen. Ein Stück "Waltons"-Atmosphäre scheint so garantiert zu sein und gibt dem Amazon-Gebäude einen ökologisch grünen Anstrich.

Amazon betont, dass die Gebäude nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards entwickelt werden. Das Zentralheizungs- und Kühlsystem arbeite vollelektrisch, Energie dafür kommt zu 100 Prozent aus einem Solarpark im Süden Virginias. Amazon will damit sein Bestreben untermauern, bis 2040 CO2-neutral zu sein.

Das geplante Amazon-Headquarter in Arlington (5 Bilder)

Das "Helix"-Gebäude ist ein ungewöhnlicher Blickfang in Arlington.
(Bild: Amazon)

Grün geht es auch auf den 22 ha großen Freiflächen rund um den Gebäudekomplex zu, die für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollen. Geplant sind unter anderem ein Amphitheater für kulturelle Veranstaltungen, Einzelhandelspavillons, Restaurants, eine Kindertagesstätte und ein 20.000 Quadratmeter großer Bildungsraum zur öffentlichen Nutzung von Bildungsinitiativen.

Insgesamt legt Amazon den Fokus darauf, dass Fußgänger und Radfahrer Vorrang vor Fahrzeugen haben. Den Fahrzeugverkehr will Amazon komplett unterirdisch abwickeln. Das gilt sowohl für Mitarbeiter-Fahrzeuge als auch für die der Lieferanten. Oberirdisch wird es Fuß- und Radwege geben, um für sie eine sichere Umgebung zu schaffen, wie es von Amazon heißt.

Abgeschlossen sei die Entwicklung des neuen Headquarter-Campus nach zwei Jahren der Planung aber noch nicht. Nun wolle man in den nächsten Monaten Rückmeldung zum Projekt von den Einwohnern einholen. Wann das Projekt dann fertig sein soll, ließ Amazon offen. Die Bauarbeiten zu den ersten beiden 22-stöckigen Bürogebäuden laufen bereits. Sie sollen 2023 fertig gestellt sein.

Auch andere Tech-Konzerne haben ihre Headquarter in ungewöhnlicher Architektur gestalten lassen. Apple hat in Cupertino ein kreisförmiges Gebäude mit üppiger Parkanlage errichtet. Google plant den Bau eines neuen Hauptquartiers in der Form eines riesigen Zeltes in Mountain View. Facebook ließ gleich den bekannten Architekten Frank Gehry ran, der ein riesiges Gebäude mit unterirdischen Parkplätzen und einem üppig bepflanztem Dachgarten in grüner Umgebung in Menlo Park schuf.

(olb)