Amazon und Google verhandeln über iTunes-Konkurrenten

Den Labels scheint sehr daran gelegen zu sein, Konkurrenten zu Apples Online-Musikshop zu etablieren: Bislang konnten sie sich mit Forderungen nach Preiserhöhungen und "flexibler Preisgestaltung" kaum durchsetzen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Mag Google auch dementieren, so wollen die Spekulationen über einen Online-Musikshop des Suchmaschinenprimus nicht verstummen. Die Financial Times berichtet in ihrer Wochenendausgabe, dass sowohl Google als auch Amazon getrennt mit großen Labels über eigene Musikdienste verhandeln. Ende Januar hatte zumindest Google Berichten widersprochen, man bereite mit Napster eine weitreichende Zusammenarbeit vor – bis hin zur Übernahme. Es sei derzeit keine Konkurrenz zu bestehenden Musikdiensten geplant, hieß es dazu bei Google.

Die britische Finanzzeitung schreibt nun aber unter Berufung auf Manager eines der vier großen Musiklabels (Warner Music, Sony BMG, Universal Music, EMI), dass es Verhandlungen zwischen den beiden Internetfirmen und Musiklabels gebe. Verantwortliche von zwei der vier Majors, die zur Grammy-Verleihung in Los Angeles gewesen seien, hätten betont, sie seien "scharf darauf", mit beiden Firmen bei einem Konkurrenten zu Apples iTunes Music Store zusammenzuarbeiten.

"Ich glaube, Amazon und Google werden etwas Ernsthaftes unternehmen", zitiert die Financial Times den Manager eines Labels. "Wir hatten eifrige Gespräche mit ihnen in den vergangenen 60 Tagen." Amazon sei allerdings schon weiter mit seinem Vorhaben gediehen als Google – der Online-Einzelhändler könnte bereits im zweiten Quartal dieses Jahres mit einem Online-Musikshop starten. Die Gespräche mit Google seien dagegen in den letzten Wochen etwas langsamer vorangekommen, nachdem es Ende vergangenen Jahres sehr ernsthafte Diskussionen gegeben habe.

Der Musikindustrie scheint in letzter Zeit sehr daran gelegen zu sein, Konkurrenten zu Apples Online-Musikshop zu etablieren. Apple reklamiert für den iTunes Music Store einen Anteil von mehr als 80 Prozent auf dem weltweiten Online-Musikmarkt; mittlerweile beansprucht Apple zudem auch in Deutschland, wo T-Onlines Musicload lange führend war, den ersten Platz unter den Online-Musikdiensten. Die Musikindustrie drängt aber seit einiger Zeit auf eine geänderte Preisgestaltung bei Online-Musikshops: So sprach sich EMI etwa für "flexiblere Preisgestaltung" aus, nach der Apple die Preise für beliebte Musikstücke anheben und für weniger bekannte Künstler absenken solle. Auch Sony BMG und Warner Music beispielsweise wollten die Preise für Online-Musik erhöhen. Dagegen hatte sich Apple-Chef Steve Jobs höchstpersönlich bislang verwahrt – und angesichts der Marktbedeutung des iTunes Music Store können sich die Labels mit ihren Forderungen bislang nur schwerlich durchsetzen, wollen sie nicht den Online-Markt verlieren, auf den sie doch so viele Hoffnungen setzen. (jk)