Amazon verdreifacht Jahresbetriebsgewinn

Amazon vervielfachte 2018 Betriebs- und Nettogewinn. Außerhalb Nordamerikas schreibt der Online-Händler noch Verluste.

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Katze lugt aus Amazon-Schachtel

Der Aktienkurs ist nachbörslich gefallen. Amazon hat noch keine Antwort auf das heute in Kraft getretene Verkaufsverbot in Indien.

(Bild: Stephen Woods CC-BY 2.0)

Lesezeit: 3 Min.

Amazon.com hat im Weihnachtsquartal netto 72 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Das sind 20 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Quartalsbetriebsgewinn ist wesentlich stärker, nämlich um 78 Prozent gewachsen, und hat 3,8 Milliarden Dollar erreicht. Der Nettogewinn ist auf 3 Milliarden Dollar gestiegen. Es ist der dritte Quartalsrekord in Folge.

Die 3 Milliarden sind ein Plus von 63 Prozent. Allerdings spiegelt der Vergleichswert aus dem vierten Quartal 2017 nicht die wahre Profitabilität Amazons zu der Zeit wider. Donald Trumps Steuerreform hatte Amazon damals 789 Millionen Dollar beschert.

Für das Gesamtjahr 2018 weist Amazon einen Nettoumsatz von 232,9 Milliarden Dollar (plus 31 Prozent) vor. Der Betriebsgewinn hat sich auf 12,4 Milliarden Dollar verdreifacht. Der Nettogewinn ist sogar um 232 Prozent auf 10,1 Milliarden Dollar gesprungen. Das geht aus den Donnerstagabend veröffentlichten Amazon-Finanzzahlen hervor.

Dennoch wurden Amazon-Aktien im nachbörslichen Handel rund 5 Prozent billiger. Amazon hat 5 Milliarden Dollar in den Wachstumsmarkt Indien investiert; doch zu Weihnachten hat die indische Regierung Amazon plötzlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit dem heutigen 1. Februar darf Amazon dort nichts mehr selbst verkaufen. Nur noch unabhängige Dritte dürfen auf amazon.in Waren oder Dienstleistungen feilbieten.

Das dämpft Amazons Wachstumsprognose. Finanzchef Brian Oslavskys Kritik an der indischen Regulierung klang in der üblichen Quartals-Telefonkonferenz diplomatisch verhalten: "Wir evaluieren die Lage in Indien noch. Wir haben ein gutes Gefühl für die langfristige Situation (für Kunden und Dritt-Verkäufer). Die neue Regulierung muss noch interpretiert werden, um sicherzustellen, dass es keine unbeabsichtigten Nebenwirkungen gibt. Ich glaube, sie steht nicht im Einklang mit besseren Preisen, besserer Qualität und besseren Annehmlichkeiten für (indische) Verbraucher."

Außerdem kündigte Oslavsky höhere Kosten im laufenden Jahr an. 2018 sei ein Jahr bescheidener Ausgaben und verhaltenen Belegschaftszuwachses (plus 14 Prozent) gewesen. Nun aber erfordere das Wachstum wieder mehr Investitionen in Mitarbeiter und Anlagen. Hinzu kommt, dass Amazon deutlich steigende Versandkosten zu bestreiten hat.

Amazon berichtet Finanzergebnisse in drei Geschäftssparten: Online-Handel in Nordamerika (zuletzt 61 Prozent des Konzernumsatzes), internationaler Online-Handel (28 Prozent) und Clouddienste (AWS, elf Prozent). Die Cloudsparte verzeichnete mit plus 45 Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar das größte Umsatzwachstum im vierten Quartal. Ihr Betriebsgewinn ist um 61 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar gewachsen.

Im nordamerikanischen Online-Handel konnte Amazon den Umsatz um 18 Prozent auf 44,1 Milliarden Dollar steigern. Gleichzeitig ist der Betriebsgewinn um ein Drittel auf 2,3 Milliarden Dollar gewachsen. Außerhalb Nordamerikas konnte Amazon 20,8 Milliarden Dollar umsetzen (plus 15 Prozent), musste dabei aber 642 Millionen Dollar Betriebsverlust hinnehmen. Im Jahresabstand ist das eine Verbesserung von 30 Prozent.

Diese Zahlen zeigen, dass AWS zwar nur 11 Prozent des Umsatzes stellt, aber mehr zum Betriebsgewinn beiträgt als Amazons Online-Handel, der die übrigen 89 Prozent des Umsatzes bestreitet. Angesichts dessen überrascht es nicht, dass Amazon 2018 insbesondere im Bereich Vertrieb und Marketing für AWS zusätzliche Stellen geschaffen hat. (ds)