Android 8 Oreo: Das Kreuz mit den Updates

Bekommt mein Smartphone ein Update auf Oreo? Das ist eine Frage, die mitunter gar nicht so einfach zu beantworten ist, was an der Kommunikationspolitik vieler Hersteller liegt. Kunden klammern sich an chinesische Foreneinträge – wie jüngst bei Huawei.

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Android 8 Oreo: Das Kreuz mit den Updates

(Bild: pixabay.com)

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Rund fünf Monate nach seiner Einführung ist Android 8 ("Oreo") noch auf kaum einem Smartphone angekommen. Während die von Google privilegierten Modelle der Nexus- und Pixel-Familien bereits auf das aktuelle Android 8.1 updaten können, schlägt sich der Rest der Android-Welt noch mit älteren Versionen herum: Auf jeweils rund einem Viertel der aktiven Smartphones laufen laut Googles Statistik noch Android 5 ("Lollipop"), Android 6 ("Marshmallow") und Android 7 ("Nougat"). Der Anteil von Oreo: Noch deutlich unter einem Prozent. Und auf der Google I/O im Mai dürfte sich schon der Nachfolger in Stellung bringen.

Die Hersteller beeilen sich nicht gerade, zumindest jüngere Geräte auf den neuesten Stand zu bringen. Das liegt auch an der bisher komplizierten Update-Prozedur: Bisher mussten die Hersteller von Prozessoren und Smartphones bei jeder neuen Version des Betriebssystems ihre eigenen hardware-spezifischen Komponenten und Treiber ergänzen. Mit Android 8 hat Google eine Abstraktionsschicht zwischen dem eigentlichen Betriebssystem und der Hardware eingeführt, die solche Anpassungen bei Systemupdates überflüssig machen soll.

Google nennt das "Project Treble". Das Betriebssystem spricht die Hardware nicht mehr direkt, sondern nur noch über diese Zwischenschicht an. Hersteller müssen so ihren hardware-spezifischen Code nur einmal anpassen. Bei einem System-Update kann das neue Betriebssystem unter der Zwischenschicht einfach ausgetauscht werden, ohne dass Treiber und andere Software erneut angepasst werden müssen. Das dürfte den Update-Prozess künftig beschleunigen, allerdings gilt das ohne Einschränkung nur für Smartphones, die mit Oreo ausgeliefert werden. Bei älteren Smartphones können die Hersteller Treble mit Oreo nachrüsten, aber auch weiter zum alten Update-Verfahren greifen.

Project Treble ist ein richtiger Schritt, kann das über Jahre gewachsene Fragmentierungsproblem von Android aber nicht auf einen Schlag lösen. Dass die Hersteller in der Regel kein grundsätzliches Update-Versprechen geben, ist angesichts der oft kurzen Lebensdauer und großen Anzahl der Modelle nachvollziehbar. Allerdings hapert es oft an der Kommunikation: Mit rühmlichen Ausnahmen wie HMD Global (Nokia-Smartphones) – für das Nokia 8 läuft bereits der Betatest für Android 8.1 – oder Sony, das schon Updates für einige Xperia-Modelle verteilt, äußern sich Hersteller selten frühzeitig und konkret zu ihren Update-Plänen.

Die Nutzer sind deshalb auf Informationen angewiesen, die oft aus fremdsprachigen Foren stammen und nicht immer überprüft werden können. Wenn jetzt die Runde macht, dass Huawei ein Oreo-Update für das im Frühjahr 2016 mit Marshmallow ausgelieferte Mate 8 sowie die Modelle P9, P9 Plus, Nova Youth, Nova 2 und Nova 2 Plus plant, ist das erfreulich, aber auch mit Vorsicht zu genießen. Diese Liste hat offenbar Huawei-Manager Bruce Lee in einem chinesischen Forum veröffentlicht – wobei es wohl um ein Update auf Huaweis eigenen Launcher EMUI 8 ging.

Der Teufel steckt im Detail: Zwar hat Huawei die EMUI-Version 8 zusammen mit den neuen Android-8-Flaggschiffen eingeführt und das Mate 9 bereits auf Oreo und EMUI 8 geupdated, doch ist durchaus denkbar, dass es EMUI 8 oder zumindest die meisten Features auch für ein älteres Android geben wird – man erinnere sich nur an Windows Phone 7.8. Bei Huaweis Tochtermarke Honor scheint genau das zu passieren: Das schon etwas ältere Honor 8 soll zwar Features von EMUI 8 erhalten, von einem Update auf Oreo ist beim Hersteller nicht explizit die Rede.

Für jüngere Geräte wie das Honor 9 (ab 189,99 €) und das Honor 7X hat der Hersteller allerdings ein Update auf Oreo versprochen. Für das Honor 8 Pro wurde schon eine Beta-Version von Android 8 gesichtet. Offen ist auch noch das Schicksal des Honor 6X – eines der am meisten verkauften Honor-Smartphones. So soll ein Mitarbeiter von Honor India das Update für das 6X angekündigt haben. Honor Deutschland will das aber nicht bestätigen: "Wir möchten hier noch einmal darauf hinweisen, dass Aussagen über andere Märkte nicht zwangsläufig für den deutschen Markt gelten – aktuelles Beispiel Indien", erklärt ein Sprecher.

Samsung will seine Galaxy-Klasse auf den aktuellen Systemstand bringen. Dabei werden die aktuellen Spitzenmodelle Galaxy S8 und Galaxy S8+ den Anfang machen, der Beta-Test mit Oreo für das Galaxy S8 wurde gerade abgeschlossen. Das neue Note 8 steht ebenso auf Samsungs Update-Liste wie ältere Galaxy- und Note-Modelle und Geräte der A- und J-Serien. HTC liefert Updates für das HTC U11 und das HTC U11 Life aus, seit der vergangenen Woche ist Oreo offenbar auch für das HTC 10 verfügbar, nachdem ein erstes Update wieder zurückgezogen wurde. LG hat Oreo für sein aktuelles Spitzenmodell V30 in Südkorea herausgebracht, es ist nur eine Frage der Zeit, wann das Update auch hierzulande anrollt.

Auf dem Mobile World Congress, der Ende Februar in Barcelona beginnt, bringen die Hersteller schon ihre neuen Flaggschiffe in Stellung – mit Ausnahme von LG: Die Südkoreaner sind aus dem Rennen ausgestiegen und arbeiten lieber an ihrer Profitabilität. Wenn das Beispiel Schule macht, könnte sich das auch auf die Update-Politik der Hersteller auswirken: Wer nicht zweimal im Jahr ein neues Spitzenmodell auf den Markt schmeißt, hat vielleicht auch Zeit und Ressourcen für bessere Gerätepflege. Der Kunde wäre sicher dankbar.

Update: Präzisierung bei Treble auf älteren Smartphones im dritten Absatz; HTC 10 im vorletzten Absatz ergänzt.

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(vbr)