Android-APKs: Google droht Dateimanager "Total Commander" mit Rausschmiss

Über den Dateimanager "Total Commander" kann Android APKs installieren. Google droht der App nun mit dem Rausschmiss – ihr Entwickler fühlt sich hilflos.

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(Bild: BigTunaOnline/Shutterstock.com)

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Lesezeit: 4 Min.

Google droht dem Android-Dateimanager "Total Commander" mit dem Rausschmiss aus dem Play Store, weil man über ihn APKs installieren kann. Das berichtet Entwickler Christian Ghisler in einem Foreneintrag, der von mehreren Android-Berichterstattern und Social-Media-Plattformen aufgegriffen wurde.

"Total Commander" ist ein Dateimanager für das Android-Betriebssystem und wird im Play Store angeboten. Mit der App kann man die Dateistruktur des Android-Handys durchstöbern, aber auch APK-Dateien direkt installieren. Das scheint nun offenbar ein Problem für Google zu sein, schreibt Ghisler in seinem Foreneintrag. Konkret beschwere sich Google in einer Mail an den Entwickler über die Möglichkeit, die Dateimanager-App selbst upzudaten, ohne dafür den Play Store benutzen zu müssen.

"Eine über den Play Store heruntergeladene App darf sich nicht selbst modifizieren, ersetzen oder updaten, ohne dabei den Update-Mechanismus des Play Stores zu verwenden", heißt es in der Mail. Dass "Total Commander" auch die eigenen APKs installieren kann, scheint Google also ein Dorn im Auge zu sein. In der Mail droht Google damit, den Dateimanager innerhalb von sieben Tagen aus dem Play Store zu entfernen, sollte das Problem nicht behoben werden.

Ghisler habe als Reaktion gezielt die Möglichkeit deaktiviert, APKs von "Total Commander" in der eigenen App zu verarbeiten. Das werde von Googles automatischem Prüfprozess aber offenbar nicht erkannt, schreibt Ghisler. Auf seine Nachfragen habe er nur unkonkrete Standard-Antworten erhalten. Schließlich habe er sich deshalb gezwungen gesehen, die Installation von APKs in seinem Dateimanager komplett zu deaktivieren. Das betrifft die Fassung von "Total Commander", die über den Play Store vertrieben wird. Wer die App von einem unabhängigen Store bezieht, kann weiterhin die volle Funktionalität nutzen.

Keine gelungene Lösung, findet Ghisler selbst. Er befürchtet Negativbewertungen im Play Store als Resultat der abgeschalteten Funktion. "Wahrscheinlich werde ich die App wegen des schlechten Rufs dann komplett aus dem Play Store entfernen müssen", schreibt der Entwickler im Forum. Dennoch wolle er kein Risiko eingehen: Er habe von anderen Entwicklern gehört, dass sie nach einigen Warnungen sogar ihre Gmail- und Youtube-Accounts verloren haben.

"Nur bei einem entsprechend großen Aufschrei in den sozialen Medien wird Google aktiv. Als kleiner Entwickler hat man da leider keine Chance, man ist schlicht zu unwichtig", sagte Ghisler heise online. Tatsächlich äußern immer wieder Entwickler Kritik am offenbar weitgehend automatisierten Support von Google. Anwendungen wie die Nahverkehrs-App "Öffi" und die Podcast-App "Podcast Addict" durften nach ihrem Rauswurf aus dem Play Store erst nach medialem Aufschrei wieder in den Google-Store zurückkehren.

Selbst die Entwickler von "Terraria" mussten mit dem Entwicklungsstopp einer Stadia-Version ihres Indie-Hits drohen, bevor sie die Aufmerksamkeit des Google-Supports wegen gelöschter Konten bekamen. "Ich will nichts mit einem Unternehmen zu tun haben, das seine Kunden und Partner so geringschätzt. Mit euch Geschäfte zu machen, ist eine Belastung", schrieb ein Entwickler an Google gerichtet.

Auch Ghisler kritisiert Google gegenüber heise online: "Für mich geht es zum Glück nicht um viel – Total Commander für Android ist gratis und werbefrei, ich verdiene auch keinen Cent daran. Für Entwickler, deren Existenz von der Präsenz im Play Store abhängt, ist dieses Verhalten von Google viel schlimmer."

Update: Stellungnahme des "Total Commander"-Entwicklers Christian Ghisler ergänzt.

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(dahe)