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Android Q: Google arbeitet an neuen SIM-Lock-Methoden

Patrick Bellmer
Android Q: Google arbeitet an neuen SIM-Lock-Methoden

(Bild: Jan-Keno Janssen)

Mit Android Q könnten Mobilfunkbetreiber neue Werkzeuge für den Einbau eines SIM-Locks erhalten. Darauf deuten Änderungen am Code der kommenden Version hin.

Vier Einträge im Gerrit Source Code Management, das Google im Zuge des Android Open Source Project nutzt und auf die 9to5Mac gestoßen ist, deuten darauf hin, dass Android Q mit Blick auf SIM-Lock-Funktionen erweitert [1] wird. Vor allem in zwei Punkten gehen die neuen Möglichkeiten deutlich weiter als jene, die Mobilfunkanbieter schon heute nutzen können.

Demnach sollen sich nach aktuellem Stand [2] gezielt Anbieter über eine White- und Blacklist freischalten und sperren lassen. Was vor allem auf virtuelle Provider (MVNO, Mobile Virtual Network Operator) wie beispielsweise Aldi Talk, Mobilcom Debitel, aber auch Congstar, Auswirkungen hätte. So könnte ein Netzbetreiber selbst die Provider ausschließen, die das gleiche Netz verwenden. Die Konsequenz: Ein bei der Deutschen Telekom erworbenes Smartphone würde nur mit einer SIM-Karte der Bonner zusammenarbeiten, nicht jedoch mit einer der Tochter Congstar.

Die zweite wichtige Änderung betrifft die an Verbreitung gewinnende Dual-SIM-Fähigkeit – das Vorhandsein und die Nutzung von zwei SIM-Karten in einem Smartphone. Netzbetreiber und Provider können bislang einzelene Slots komplett sperren, um beispielsweise die Verwendung einer ausländischen SIM-Karte mit günstigeren Konditionen am Urlaubsort zu verhindern. Künftig könnte es für Nutzer aber weitaus komplizierter werden. Denn erwähnt wird die Möglichkeit, dass der zweite Slot nur dann genutzt werden kann, wenn im ersten die SIM-Karte eines Anbieters steckt, die auf der Whitelist steht.

Zusammen mit der Möglichkeit, gezielt einzelne Anbieter aussperren zu können, ergeben sich sehr viel feinere Konfigurationen, um den Nutzer an das eigene Unternehmen sowie die eigenen Auslandstöchter zu binden. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um ein Smartphone mit eSIM handelt. Denn zumindest deutsche Anbieter bieten derzeit keine Kombination aus festverlöteter SIM-Karte und Prepaid-Tarif an – einer der Nachteile in Bezug auf die an Bedeutung gewinnende eSIM und die damit verbundenen Veränderungen [3].

Erfahrungsgemäß stellt Google eine neue Android-Version im Zuge der eigenen Entwicklerkonferenz Google I/O im Frühjahr vor. Dann dürfte sich das Unternehmen zu den neuen Möglichkeiten äußern. Abzuwarten bleibt dann aber, ob und in welchem Umfang die jeweiligen Anbieter von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen würde. Denn während das Thema SIM-Lock in den USA immer noch eine große Rolle spielt, verzichten deutsche Netzbetreiber und Provider immer häufiger auf diese Art der Sperre. (pbe [4])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4285660

Links in diesem Artikel:
[1] https://android-review.googlesource.com/q/topic:%22aosp_simlock_q_enhancements%22
[2] https://9to5google.com/2019/01/21/android-q-carriers-sim-lock/
[3] https://www.heise.de/ratgeber/Was-sich-mit-der-eSIM-alles-aendert-4276602.html
[4] mailto:pbe@heise.de