Anga Com Mediengipfel: "Netflix ist ein Kartenhaus"

Seite 2: ProSiebenSat.1 und RTL gründen Joint Venture

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(Bild: Anga Com)

Um diese neue Stärke der Fernsehwerbung ins neue Medium zu übertragen, haben ProSiebenSat.1 und Mediengruppe RTL Deutschland am Mittwoch ein neues Joint Venture angekündigt, das die Vermarktung von Werbung auf den Plattformen beider Sender künftig kombinieren soll. Zu dem Angebot gehört neben Online-Werbung auch "Adressable TV" – also die Ausspielung von individuell angepasster Werbung auf TV-Geräten.

Dass ein Angebot wie Netflix weiterhin ohne Werbung existieren kann, erschien den Medienmanagern auf der Anga Com ausgeschlossen. Netflix sei ein "Kartenhaus", meint Albert. Mit diesem Urteil stand er nicht alleine: Angesichts der Verschuldung, des beschränkten Wachstumspotenzials und der steigenden Kosten sei es fraglich, ob der Anbieter weiterhin unter den gegegebenen Umständen selbständig bleiben könne, erklärten die Diskussionsteilnehmer in Köln.

Albert geht davon aus, dass Haushalte sich nicht für eine einzelne Medienplattform entscheiden werden, sondern zwei bis drei Abos haben werden. Trotzdem sei damit zu rechnen, dass nicht jede der Plattformen überleben werde.

Auf die Herausforderungen stellen sich nun auch die Streaming-Plattformen ein. Christoph Schneider, Chef von Amazon Prime Video Germany, will seine Plattform breiter aufstellen. "Nicht jeder Kunde möchte jeden Abend High End Drama gucken", sagte Schneider. Stattdessen wollten Zuschauer auch andere relevante Inhalte wie zum Beispiel Dokumentationen sehen. So produziert Amazon derzeit eine Dokumentation über Borussia Dortmund.

Für die Produzenten bedeutet das, dass sei bedeutend mehr Inhalte liefern müssen als in den vergangenen Jahren. "Wir brauchen noch ein paar Jahre, bis wir unsere Kapazitäten angepasst haben", sagte Christian Franckenstein, Chef der Bavaria Film. Mittlerweile versuchten Plattformbetreiber sogar die traditionellen Produktionsfirmen zu umgehen und direkt mit den Talenten zu verhandeln.

Einig war sich das Panel in Köln in einem Punkt: Auf absehbare Zeit wird das klassische Broadcast-Fernsehen nicht zu ersetzen sein. So erläuterte Kathleen Finch von Discovery, warum der Anbieter mit "Home & Garden TV" einen neuen Sender gestartet habe. "Lineares Fernsehen ist immer noch der Gorilla im Markt", erklärte die Managerin. "Und daran wollen wir uns beteiligen. (vbr)