Angeblich massives Lobbying gegen Linux im Bundestag

Die Diskussionen darüber, ob im Deutschen Bundestag Windows NT durch Linux abgelöst werden soll, haben Microsoft offenbar alarmiert.

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Von
  • Christian Persson

Die Diskussionen darüber, ob in der Bundestagsverwaltung Windows NT durch Linux abgelöst werden soll, haben Microsoft offenbar alarmiert. Der Softwarekonzern betreibe nun "massives Lobbying“, berichtet die Zeitschrift Computerwoche. Microsoft versuche vor allem, bei Entscheidungsträgern Ängste zu schüren, etwa mit dem Argument, Linux funktioniere in großen Verwaltungen nicht.

Bis spätestens Ende 2002 müssen die 5000 PC-Systeme der Bundestagsverwaltung ausgetauscht werden. Das böte die von etlichen Parlamentariern und Sicherheitsexperten begrüßte Gelegenheit, auf Open-Source-Software umzusteigen. "Mein Wunsch wäre es, den Bundestag zur Microsoft-freien Zone zu erklären", sagt der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss. Er halte es nicht für verantwortbar, im Parlament Software einzusetzen, deren Quellcode nicht offen gelegt sei.

Ob es dazu kommt, ist aber fraglich: Die Bundestagsverwaltung scheut laut Computerwoche davor zurück, sich klar zu Open Source zu bekennen, da eine solche Entscheidung Modellcharakter hätte. "Wenn es zum Schwur kommt, überwiegt die Angst vor der eigenen Courage", zitiert die Zeitschrift einen Insider.

Was Lobbying konkret bedeutet, habe der SPD-Bundestagsabgeordnete Hubertus Heil, der sich öffentlich für Open Source ausgesprochen hatte, während eines Besuchs der Microsoft-Zentrale im US-amerikanischen Redmond erfahren. Dort seien ihm zwei "Begleiter" des Konzerns zur Seite gestellt worden, die ihn "massiv bearbeitet" hätten, berichtet die Computerwoche unter Berufung auf Heils Fraktionskollegen Tauss. Es könne nicht Sache des Staates sein, sich in wirtschaftliche Angelegenheiten einzumischen, sollen die Microsoft-Ökonomen dem Abgeordneten klar gemacht haben. Heil sei "richtig geschockt" von seiner Reise zurückgekehrt. (cp)