Angetestet: Kiprim DC605S – kleines Netzteil mit großer Leistung

Nach dem Lötkolben ist ein einstellbares Labornetzteil das wichtigste Maker-Utensil: Wir haben uns ein recht frisches Exemplar einmal genauer angesehen.

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Von
  • Carsten Meyer

Für ein einstellbares Labornetzteil kann man 40, aber auch 4000 Euro ausgeben – die Preisspanne ist genau so groß wie die Breite der angebotetenen Features. Wer als Maker auch einmal dicke Motoren oder Leistungsendstufen versorgen muss, findet inzwischen auch preiswerte Geräte mit beachtlichen Leistungen, die dank Schaltregler-Technik äußerst kompakt und leicht ausfallen.

Recht frische Vertreter dieser Zunft sind zwei Geräte des chinesischen Herstellers Kiprim, der seine Produkte bei Amazon feilbietet. Zwei Ausführungen sind lieferbar: Das DC310S mit 30V und 10A für etwa 130 Euro und das mit rund 170 Euro etwas teurere DC605S mit 60V und 5A. Letzteres haben wir uns einmal genauer angesehen.

Quick&Dirty-Testaufbau mit geschalteter Last (dicker MOSFET mit Drahtwiderstand).

Zunächst überraschen das für ein 300W-Netzteil geringe Gewicht von gut 1,5kg, die schmale, kompakte Bauform und das TFT-Grafikdisplay anstelle der sonst in dieser Preisklasse noch üblichen Siebensegment-Anzeigen. Der begrenzte Platz auf der Frontplatte bedingt leider eine eher umständliche Bedienung über Tasten und Dreh-Encoder. Ältere Maker werden die winzigen Voreinstellungs-Werte kaum ohne Lesebrille zuverlässig einstellen können. Die zur Änderung ausgewählten Ziffern sind sehr klein und werden farblich nur schwach hervorgehobenen. Letzteres gilt auch für die Liste der Einstellungs-Presets.

Das Display lässt sich auf eine Verlaufsanzeige der Spannungen und Ströme in Form eines (langsam aufzeichnenden) Oszillogramms umschalten – eine tolle Sache zur Beobachtung von Trends bei der Stromaufnahme, was auf einer Ziffernanzeige eher mühsam ist. Auch die aktuelll abgegebene Leistung wird angezeigt. Eine USB-Ladebuchse liefert zusätzliche 5V bei maximal 1A.

Vergrößerte Darstellung der Ausgangsspannung (AC-Kopplung, gelbe Linie): Bei einsetzender Last (blaue Linie auf High-Pegel) werden hochfrequente Störspannungen augenfällig. DIe Lastausregelung selbst ist für ein Schaltnetzteil gut.

Wenig Überraschendes bei der Regelung: Bei einem Lastwechsel von Null auf 1A und 10V Ausgangsspannung ändert sich diese um etwa 20mV (direkt an den Klemmen gemessen), ein durchaus brauchbarer Wert. Die Lastausregelung erfolgt in etwa 4ms, das Überschwingen bei Lastabwurf beträgt etwa 50mV. Die Stromregelung benötigt bei anfangs 10V Ausgangsspannung etwa 30ms, um auf Überlast zu reagieren; für den Test von Bauteilen (z.B. LEDs) ist das deutlich zu lang. Dies ist wie die gemächliche Lastausregelung dem Schaltnetzteil-Prinzip geschuldet.

Störender sind hier eher hochfrequente Reste auf der Ausgangsspannung im Bereich von 200kHz, die bei höheren Strömen durchaus eine Amplitude von einigen hundert Millivolt erreichen können (siehe Oszillogramm). Das wird zum Problem, wenn man Radios, Funkgeräte, hochwertige Audio-Elektronik oder empfindliche Messgeräte versorgen will. Alle anderen Anwendungen dürften damit klarkommen, das Geld ist dann gut investiert. Immerhin lässt sich das Gerät auch über USB fernsteuern, mit der beiliegenden Software lässt sich zum Beispiel die Ladekennlinie eines Akkus aufnehmen, oder man kann einen zeitgesteuerten Ablauf von Ausgangsspannung und -strom programmieren.

(cm)