Anonymisierungsdienst AN.ON wird kostenpflichtig

Der Anonymisierungsdienst AN.ON muss sich künftig aus eigener Kraft finanzieren. Nach fünf Jahren laufen die Fördermittel für das Wissenschaftsprojekt aus. Kostenlos soll nur anonymes Surfen mit gedrosselter Geschwindigkeit bleiben.

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Von
  • Herbert Braun

Der Anonymisierungsdienst AN.ON muss sich künftig aus eigener Kraft finanzieren. Nach fünf Jahren laufen die Fördermittel für das Wissenschaftsprojekt aus. Gesichert ist die Finanzierung bis 31. März, spätestens zum Jahresende versiegt der Geldfluss.

Voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte werden die AN.ON-Betreiber für die Hardware- und Traffic-Kosten die Nutzer zur Kasse bitten. Details zum Angebot sind noch nicht ausgearbeitet; momentan denken die Betreiber über eine Flatrate für etwa fünf Euro monatlich nach. Um den Dienst zu testen, soll man ihn nach Zeit oder Volumen begrenzt kostenlos nutzen können. Hat der Anwender dieses Kontingent ausgeschöpft, kann er über AN.ON mit gedrosselter Geschwindigkeit weiter kostenlos surfen. So wollen die Betreiber den Nutzern das Grundrecht auf anonymes Surfen weiter sicherstellen. Bezahlen müssten so nur die Power-Nutzer, welche die meisten Kosten verursachten.

Trotz Bezahlung bleiben die AN.ON-Nutzer anonym, versichert Projektleiter Prof. Dr. Hannes Federrath. Soweit es die Banken zulassen, könnten die Kunden per Schattenkonto mit Pseudonym bezahlen. Im schlimmsten Fall würden die AN.ON-Betreiber die Namen der Kunden kennen, doch ließe sich nicht nachvollziehen, welche Seiten sie besucht hätten, so Federrath, der auch als Vorstandsvorsitzender des Berufsverbandes der Datenschutzbeauftragten Deutschlands (BvD) amtiert.

Das Bezahlsystem befindet sich derzeit im Test, einige Funktionen fehlen noch. AN.ON soll auch künftig nicht profitorientiert arbeiten; die künftige Rechtsform des Uni-Projekts steht noch nicht fest. Die Betreiber geben sich zuversichtlich, dass Datenschutz als Wert aufgefasst werde, für den es genug zahlende Kunden gibt.

Das gemeinsame Projekt der Universitäten Dresden und Regensburg sowie des Unabhängiges Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein ist einer der bekanntesten Anonymisierungsdienste. AN.ON bietet den Anonymisierungs-Client JAP an, den geschätzte 50.000 bis 70.000 Web-Surfer regelmäßig benutzen. Das Open-Source-Projekt JAP wird unabhängig von der Projektfinanzierung weiterentwickelt.

Insgesamt hatte die öffentliche Hand knapp eine Million Euro in AN.ON investiert. Dabei hatte das Projekt auch schon die Aufmerksamkeit von Ermittlungsbehörden auf sich gezogen. Schon vor eineinhalb Jahren hatte AN.ON das Ende der Fördermittel gedroht. (heb)